Experten warnen vor erhöhter Anfälligkeit der Bäume durch Dürren und Stürme, die ganze Waldgebiete unzugänglich machen.
Sturm über Berlin: Klimawandel verstärkt Waldschäden

Ein Sturm zieht über Berlin hinweg – und seine Folgen machen ein gesamtes Waldgebiet unpassierbar. Der Klimawandel wird hier zu einem doppelten Problem: Er soll nicht nur dazu beitragen, dass Stürme häufiger und intensiver werden, auch wenn seine genaue Rolle bei einem konkreten Unwetter schwer zu bestimmen ist. Gleichzeitig führt er dazu, dass Extremwetterereignisse drastischere Schäden verursachen können, da Wälder weniger widerstandsfähig sind.
Bäume sind von Dürren geschädigt
«Die Bäume sind von den Dürren vorgeschädigt», erklärt Wald-Expertin Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut. «Wenn ein Sturm kommt, ist der Halt und Festigkeit durch Stamm- und Wurzelschäden schlechter.»
In den Dürrejahren seien die Feinwurzeln abgestorben und die Bäume müssten sich erst wieder regenerieren. Es werde weniger Blattmasse gebildet und dadurch könne weniger Wasser aufgenommen werden oder Stoffwechsel stattfinden. «Schädlinge und Pilze können dann leichter eindringen», so Wellbrock. Aufgrund der zunehmenden Trockenphasen könnten sich die Bäume nicht mehr vollständig erholen.
Berliner Waldgebiet vorerst gesperrt
Auch Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bestätigt: «Bei solchen vorgeschädigten Bäumen besteht ein höheres Risiko für Folgeschäden durch Sturmböen wie Ast- und Kronenbrüche sowie Entwurzelung – vor allem im Sommer, wenn die Bäume belaubt sind und den Böen viel Angriffsfläche bieten.» Die Erderwärmung habe einen deutlichen Anteil an den extremen Temperaturen und der Trockenheit der letzten Jahre gehabt. «Der Klimawandel hat somit die Anfälligkeit der Bäume erhöht.»
Laut der Umweltverwaltung sind im Tegeler Forst im Nordwesten Berlins bei einem heftigen Unwetter durch Sturmböen Tausende von Bäumen umgeknickt oder entwurzelt worden. Es bleibt vorerst strengstens verboten, den Wald zu betreten, da die Gefahr besteht, dass Äste herabstürzen und beschädigte Bäume umfallen.
Wälder in keinem guten Zustand
Gemäß der neuesten Waldzustandserhebung für 2024 sind vier von fünf der häufigsten Baumarten – Fichte, Kiefer, Buche und Eiche – krank, wie das Landwirtschaftsministerium kürzlich bekannt gab. Die Daten stammen aus der jährlichen Waldzustandserhebung, die seit den 1980er Jahren anhand eines Stichprobenetzes durchgeführt wird. Dabei wird der Zustand der Baumkronen beurteilt. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.