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Warum riechen alle Blumenläden gleich und sind Rosen super?

Millionen Rosen werden zu Valentin eingeflogen – wie derzeit auch fast alle anderen Schnittblumen. Entsprechend groß ist der CO2-Ausstoß beim Transport. Gäbe es Grünzeug mit besserer Bilanz?

Zum Tag der Liebe werden gern Blumen überreicht. (Archivbild)
Foto: Sina Schuldt/dpa

Am Tag der Liebe werden oft Rosen geschenkt. Aber sie können nicht nur echte Pestizidbomben sein, die Floristen nur mit Handschuhen berühren sollten. Auch die Klimabilanz ist alles andere als rosig. Vielleicht dieses Mal also lieber einen Kaktus für die Liebste? Es gibt auf jeden Fall blühende Alternativen.

Warum riechen Blumenläden alle gleich?

Etwa 6.000 Blumenfachgeschäfte gibt es nach Angaben des Fachverbands Deutscher Floristen (FDF) bundesweit – und, so ist zumindest die Empfindung vieler Menschen: In allen riecht es gleich. Das liege nicht an speziellen Sprays oder Duftstoffen, heißt es vom Bundesverband. «Es sind die natürlichen Blüten, die hier ihren Duft verströmen.»

Zu den stark duftenden Blumen gehören Hyazinthen und Lavendel. Viele Rosensorten sind zwar robust und einfach zu pflegen, aber ihre Blüten duften kaum noch. Experten zufolge haben die Feuchtigkeit aus den Vasen und der Geruch von Zusätzen, die die Blumen länger frisch halten, auch einen Einfluss auf den Duftmix im Blumenladen.

Wo wachsen die Rosen, die hier nun verwelken?

Rosen im Winter stammen fast ausschließlich aus dem globalen Süden, hauptsächlich aus Kenia, wie Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärt. Tulpen und andere Frühblüher werden oft aus europäischen Gewächshäusern bezogen, wobei die Niederlande der Hauptproduzent sind.

Laut dem Floristen-Verband FDF sind Rosen die meistverkauften Schnittblumen und auch die gefragtesten zum Valentinstag. Jährlich werden über eine Milliarde Rosen importiert, davon rund 200 Millionen aus Kenia und – in den Sommermonaten – etwa 900 Millionen aus den Niederlanden, wie Hölzel sagt.

Nix angeknabbert, kein braunes Fleckchen: Warum sind diese Rosen so makellos?

Rosen werden laut BUND intensiv gedüngt und mit Insektiziden und Fungiziden behandelt, um sie vor Insekten und Pilzerkrankungen zu schützen. Besonders Blumen aus dem globalen Süden sind häufig stark mit Pestiziden belastet – darunter auch solche, die in der EU aufgrund ihrer Gesundheitsrisiken oder Umweltrisiken längst verboten sind.

«Viele der Pestizide sind gefährlich für Nützlinge, verunreinigen Wasser, Böden und Luft», sagt Pestizid-Expertin Hölzel. «Zudem stellen sie ein riesiges Gesundheitsproblem für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Plantagen dar, die oft keine Information über die Gefahren und kaum Zugang zu Schutzkleidung haben.»

Die Pestizide gelangen als Rückstände auf und in den Blumen auch nach Europa.

Ist das denn erlaubt?

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es in der EU keine gesetzlichen Regelungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei Schnittblumen. Es gibt also keine gesetzlich festgelegten Höchstmengen für Rückstände.

Für Floristinnen und Floristen bedeutet das laut BUND durchaus ein Gesundheitsrisiko. Das BfR hält es für selbstverständlich, dass Floristinnen und Floristen «bei Tätigkeiten mit intensivem Pflanzenkontakt und solchen Arbeiten, die zu Hautverletzungen führen können, geeignete Schutzhandschuhe tragen und Hygienemaßnahmen beachten». Gerade Sträuße aus dornenbewehrten Rosen dürften also wohl eigentlich immer nur mit festen, undurchlässigen Handschuhen gebunden werden.

Studien zufolge haben Personen, die beruflich lange und oft mit Pestiziden in Berührung kommen, ein höheres Risiko für Parkinson. Diese neurodegenerative Krankheit, die mit Bewegungsstörungen einhergeht, wird daher in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt – sowohl bei Floristen als auch bei Landwirten, Gärtnern und Winzern.

Wie sieht die Bilanz typischer Valentins-Blumen bei Energie und Klima aus?

Rosen aus Afrika und Lateinamerika werden per Flugzeug importiert. Im Gegensatz dazu werden Tulpen aus den Niederlanden normalerweise mit Lastwagen transportiert – was für das Klima etwas besser ist. Auf der anderen Seite werden Rosen in Kenia auf Feldern oder in Gewächshäusern angebaut, die nicht aufwendig beheizt und beleuchtet werden müssen.

Für eine vollständige Öko-Bilanz greift es ohnehin zu kurz, nur die Energie und den Transport zu betrachten, wie BUND-Expertin Hölzel zu bedenken gibt. Dafür sei auch entscheidend, wie viel Wasser benötigt wird und wo es herkommt, ob es Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel oder Konkurrenz um Wasser gibt. Auch die Mengen eingesetzter Mineraldünger und Pestizide spielten eine Rolle. «Sie werden energieintensiv aus fossilen Rohstoffen hergestellt, was sich massiv negativ auf die Öko-Bilanz auswirkt.»

Meist werden dem BUND zufolge in Kenia mehr Pestizide eingesetzt als in den Niederlanden, was die CO2-Bilanz schlechter macht. Zudem sei die Verfügbarkeit von Wasser in Kenia knapper, sodass der Anbau von Schnittblumen für den Export ein großes Problem für die regionale Lebensmittelproduktion bedeute. Dass Importware pauschal schlechter sei, könne man aber nicht sagen. «Bei Fair-Trade-Rosen werden zum Beispiel weniger Pestizide eingesetzt.»

Macht es einen Unterschied, ob ich Schnittblumen im Supermarkt oder im kleinen Blumenladen nebenan kaufe?

Die hauptsächlichen Faktoren für die Umweltbilanz sind die Anbaubedingungen vor Ort und der Transport nach Deutschland, wie es vom BUND heißt. «Der Verkaufsort hier fällt weniger ins Gewicht.» Allerdings leiste man einen Beitrag zum Schutz von regionalen, vielfältigen Strukturen in Städten und Gemeinden, wenn man die lokalen Blumenläden unterstütze.

Oft bezögen lokale Blumenläden im Sommer auch heimische Ware von regionalen Gärtnereien, erklärt Hölzel. «Diese Blumen haben dadurch eine bessere Öko-Bilanz.» Große Supermärkte hingegen hätten oft feste Lieferbeziehungen und erhielten auch im Sommer Importware mit langen Transportwegen.

Soll ich lieber Narzissen als Rosen verschenken?

Schnittblumen von Frühblühern wie Tulpen, Narzissen oder Ranunkel kommen oft aus Europa und sind weniger mit Pestiziden belastet als Rosen im Winter, wie Hölzel erklärt. Prinzipiell seien auch Frühblüher-Topfblumen wie Primeln, Narzissen oder Hyazinthen als Alternative durchaus zu empfehlen. Allerdings gebe es einiges zu beachten: «Die Pflanze sollte ein Bio-Siegel oder Slow-Flower-Siegel tragen.» Dann würden kein Mineraldünger und keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt. Zudem sollten die Frühblüher in torffreier Erde kultiviert worden sein und möglichst in einem Keramiktopf oder zumindest wiederverwendetem Plastiktopf. «Und man sollte den Platz haben, sie dann auch im Garten oder auf dem Balkon einzupflanzen.» 

Und wie sieht es bei Kaktus & Co. aus?

Nicht viel besser als bei Schnittblumen – mal davon abgesehen, dass Grünpflanzen meist nicht nach wenigen Tagen im Müll landen, sondern den Beschenkten längerfristig erfreuen. Denn laut BUND stammen Grünpflanzen das ganze Jahr über hauptsächlich aus Ländern des globalen Südens, die sich klimatisch besonders für die Pflanzenzucht eignen, zum Beispiel aus Kenia, Tansania, Äthiopien, Ägypten, Kolumbien und Costa Rica.

«Zimmerpflanzen und Zierpflanzen fürs Freiland werden in diesen Ländern vermehrt und angezogen und kommen als Jungpflanzen per Schiff nach Europa», sagt Hölzel. In Holland oder Deutschland würden sie vereinzelt und umgetopft – und nach etwas weiterem Wachstum verkauft. «Der EU-Pflanzenpass weist als Herkunft dann NL (Niederlande) oder D (Deutschland) auf und nicht die tatsächlichen Ursprungsländer.» Verbraucher hätten damit keine Chance, die tatsächliche Herkunft dieser Pflanzen zu erkennen.

Es würden auch bei der Herstellung solcher Zierpflanzen massiv Pestizide verwendet, darunter auch hochgefährliche und in der EU verbotene. Der Transport erfolge in der Regel per Schiff.

Laut Hölzel haben Tests des BUND ergeben, dass etwa zwei Drittel der Zierpflanzen Rückstände von gesundheitsgefährdenden Pestiziden aufweisen. Mehr als die Hälfte der Proben war mit bienengefährlichen Pestiziden belastet.

Was bleibt dann, wenn es unbedingt eine Pflanze sein soll?

Im Februar gibt es nicht allzu viel. „Zweige von heimischen Sträuchern oder Obstbäumen zum Beispiel, die nach einigen Tagen im warmen Zimmer pünktlich zum Valentinstag grünen und blühen.“ Winterjasmin ist zwar nicht heimisch, blüht aber von selbst schon im Januar und Februar. Auch wintergrüne Frühblüher wie Immergrünes Felsenblümchen, Wild-Krokusse oder Schneeglöckchen sind Experten zufolge eine Möglichkeit.

„Wunderschöne Sträuße können auch aus Trockenblumen gebunden werden“, ergänzte Hölzel. Auf diese Weise umgeht man das Problem der Jahreszeiten.

Man könnte auch Pflanzen verschenken, die erst später im Jahr im Balkonkasten oder im Garten zum Vorschein kommen, aber dann langfristig: Wildstauden und -gehölze, Gemüse, Obst sowie Arznei- und Gewürzpflanzen stammen oft aus heimischen Gärtnereien.

dpa