Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Augenschutz im Trend: Warum Sonnenbrillen mehr als nur Mode sind

Experten warnen vor gefährlichen Ratschlägen von Laien in sozialen Medien. UV-Filter schützen vor schädlichem Licht, unabhängig vom Preis.

Sonne können vor UV-Strahlen schützen, die mit Krebs und anderen Erkrankungen in Verbindung stehen. (Archivbild)
Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Manche Influencer in sozialen Netzwerken betrachten Sonnenbrillen als „Schlafräuber, Vitamin-Blocker, Grauer Star“. Die Ratschläge dieser Laien können gefährlich sein. Was sagen Fachleute?

Warum Sonnenbrillen wichtig sind 

Egal, ob es um einen coolen Look oder Frühstück bei Tiffany geht: Sonnenbrillen sind mehr als nur ein Modeaccessoire. Sie dienen zum Schutz vor hellem Licht und insbesondere vor ultravioletten Strahlen (UV). Für Ärzte ist es vorteilhaft, wenn jede Sonnenbrille mit einem UV-Filter von 400 ausgestattet ist. Denn diese Brillen filtern UV-Strahlen im Bereich von 280 bis 400 Nanometern Wellenlänge heraus, die schädlich für die Augen sein können.

Je besser eine Brille die Augenpartie von vorn und von der Seite bedeckt, desto größer ist sie. Der Preis spielt keine Rolle. Es gibt auch günstige Modelle mit dem richtigen UV-Filter.

Es entzieht denjenigen in sozialen Medien den Wind aus den Segeln, die gegen Sonnenbrillen als reine Geschäftemacherei Front machen. Es ist generell ratsam, ab einem UV-Index von 3 die Augen zu schützen. Informationen zum aktuellen UV-Index werden vom Deutschen Wetterdienst und verschiedenen Wetter-Apps bereitgestellt.

Welche Rolle UV-Schutz spielt

Bei der Stiftung Auge wird darauf hingewiesen, dass die Netzhaut des Auges der einzige Teil des zentralen Nervensystems ist, der direkt mit UV-Licht in Berührung kommt. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorsitzender der Stiftung, erklärt, dass dies besonders für Kinder und Jugendliche relevant ist, da die Linse als UV-Filter noch nicht vollständig entwickelt ist. Die Stiftung hat sich der Forschung, Fortbildung und Aufklärung im Bereich der Augenheilkunde verschrieben.

Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf und Mediensprecher der Stiftung Auge, warnt davor, dass selbst bei Erwachsenen UV-Strahlen die Gesundheit des Auges beeinträchtigen könnten. Bekannt seien bösartige Hautkrebs-Erkrankungen der Bindehaut. Auch sei bekannt, dass verschiedene Krebsarten der Augenlider durch UV-Licht begünstigt würden. Eine hohe UV-Belastung beschleunige zudem die Entstehung einer Linsentrübung (Grauer Star), da das energiereiche Licht die Proteine in der Linse schädige. Die Behauptung in sozialen Medien, dass das Tragen einer Sonnenbrille Grauen Star begünstige, sei falsch.

Wann die Sonnenbrille aufgesetzt werden sollte 

Sonnenstrahlen treffen in den Morgen- und Abendstunden direkt auf Augenhöhe. Deshalb sollte die Sonnenbrille nicht nur zur Mittagszeit getragen werden. Besondere Vorsicht ist am Meer und in den Bergen geboten, da das Sonnenlicht dort intensiver ist und von der Umgebung reflektiert wird. Die Empfehlungen von Internetnutzern, bewusst in die grelle Sonne zu blinzeln, sind irreführend. Sonnenbrillen beeinträchtigen nicht die Produktion von Vitamin D im Körper, da die Hautfläche um die Augen zu klein ist.

Eine Sonnenbrille verhindert ohnehin nicht, dass Sonnenlicht an die Augen gelangt. Sie absorbiere je nach Tönung lediglich einen Großteil dieses Lichts, erläuterte Klaus Rohrschneider, Augenarzt am Universitätsklinikum Heidelberg, gegenüber der «Tagesschau». Es komme auch mit Sonnenbrille immer noch mehr Licht im Auge an als an einem trüben Wintertag. Dass wegen einer Sonnenbrille der Biorhythmus gestört ist, wie manche Autoren in sozialen Medien behaupten, ist damit auch falsch.

Warum zweifeln manche Influencer Sonnenbrillen an?

Laut Kommunikationswissenschaftlerin Nadja Enke von der Universität Leipzig ist das Thema Gesundheit von hoher Bedeutung, vom echten Arzt bis zu Dr. Google. Influencer in sozialen Medien haben jedoch keine strukturierte Ausbildung absolviert und es gibt keine ethischen, rechtlichen und organisatorischen Vorschriften für sie. Einige machen sich das zunutze. Der Fokus liegt dabei vor allem auf dem Geschäft.

Viele Influencer werben beispielsweise für ihre Coaching-Angebote oder alternative Produkte. «Sie kombinieren Informationen und Werbeplatz», sagt Enke. Und wie kann man sich vor gesundheitsschädlichen Ratschlägen aus dem Netz schützen? «Kontrollinstanzen», sagt die Expertin. Doch jeder Leser kann Informationen auch selbst überprüfen. Viele ärztliche Fachgesellschaften betreiben eigene Onlineseiten für Laien. Auch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit ist eine seriöse Quelle.

dpa