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Weiße Weihnachten in Deutschland werden immer seltener

Eine genaue Wettervorhersage ist erst kurz vorher möglich. Die Schnee-Wahrscheinlichkeit ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken.

Verglichen mit früheren Jahren fällt nicht nur weniger Schnee, er schmilzt auch schneller dahin. (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Weihnachtskarten, romantische Filme und viele Weihnachtslieder kommen nicht ohne ihn aus: Schnee. Doch dieser macht sich zu den Feiertagen inzwischen rar. Früher war nicht nur gefühlt mehr Lametta, wie es bei Loriot heißt, sondern auch mehr Schnee. Wo in Deutschland können die Menschen noch auf weiße Weihnachten hoffen?

Die Aussichten

Eine genaue Wettervorhersage für die Weihnachtstage ist erst ganz kurz vorher möglich. «Ob es an Heiligabend zumindest regional für ein paar Flocken reicht, muss noch abgewartet werden», sagt der DWD-Meteorologe Marcel Schmid. «Die Chancen auf zumindest leicht angezuckerte Weihnachten standen vor allem in der Südhälfte aber schon deutlich schlechter. »

Laut Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sind weiße Weihnachten in anderen Teilen Deutschlands eher unwahrscheinlich. Der einzige Ort, an dem es definitiv Schnee geben wird, ist die Zugspitze.

«Meistens gibt es schon Ende November den ersten Schnee, aber danach folgt relativ häufig eine milde Phase, so wie wir es jetzt auch haben», so Walter. Die Meteorologie spricht dann vom sogenannten Weihnachtstauwetter. Dabei handelt es sich um ein Wetterphänomen wie die Eisheiligen, die Schafskälte oder die Hundstage – Singularität von den Fachleuten genannt. Diese träten mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent ein. Nicht jedes Jahr am selben Tag, aber immer in einem bestimmten Zeitraum. 

Der Langzeittrend 

Ein Blick zurück zeigt: «Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken», sagt DWD-Experte Walter. Eine Schneedecke von mindestens einem Zentimeter an allen drei Weihnachtstagen habe es das letzte Mal 2010 in Deutschland auch im Tiefland gegeben. Vergleiche man die 30-jährigen Zeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020, sehe man einen Rückgang der Schnee-Wahrscheinlichkeit von 15 bis 40 Prozent. 

In München gab es zwischen 1961 und 1990 statistisch gesehen noch alle drei Jahre weiße Weihnachten, sagt Ahrens. Zwischen 1991 und 2020 war es nur noch ungefähr jedes neunte Jahr so. In Freiburg hingegen ist die Wahrscheinlichkeit für Schnee an Weihnachten in den letzten drei Jahrzehnten von 17 auf etwa 5 Prozent gesunken.

Doch im Vergleich zu früheren Jahren fällt nicht nur weniger Schnee, er schmilzt auch schneller dahin: «Früher hatte man mehr diese langanhaltenden, kalten Hochdrucklagen. Also wenn Schnee lag, dann blieb der auch eine Weile liegen», sagt der Atmosphärenforscher Bodo Ahrens von der Universität Frankfurt. Heute schneie es zwar immer noch ab und zu, aber die weiße Pracht ist von kürzerer Dauer. «Die kalten stabilen Lagen sind weniger geworden.» Ursache dafür ist ihm zufolge die Klimaerwärmung. 

Wo man zumindest noch hoffen kann 

Laut dem DWD sind weiße Weihnachten in den Alpen und anderen Höhenlagen deutlich wahrscheinlicher als beispielsweise im Tiefland oder an den Küsten. Auch in München sind die Chancen im Vergleich zum Alpenvorland deutlich geringer, sagt Walter. Ebenso gibt es eine geringe Schnee-Wahrscheinlichkeit im Breisgau, im Rhein-Main-Gebiet, in Köln, Düsseldorf und weiter nördlich in Bremen, Hamburg, Schwerin sowie an der Nord- und Ostseeküste.

Die Verklärung

Trotzdem: in Kinderbüchern und Weihnachtsfilmen liegt oder fällt an den Festtagen so gut wie immer Schnee. Auch viele Weihnachtslieder besingen die weiße Pracht. «Das prägt sich als Kind positiv ein und dann kommt es tatsächlich ja auch mal vor, so dass man die Erwartungshaltung hat, es sollte jedes Jahr so sein», meint Ahrens. 

Deshalb assoziieren viele Menschen Weihnachten mit Schnee, obwohl die meisten in ihrem Leben viel öfter graue und nasse Weihnachten erlebt haben. «Natürlich war es früher, weil der Klimawandel noch nicht so zugeschlagen hat, kühler und auch kälter an Weihnachten», sagt Walter. Eine geschlossene Schneedecke habe es vielerorts aber da schon selten gegeben. «Vielleicht wird der Blick darauf immer ein bisschen verklärt» – weil man das sich eben wünsche.

dpa