Die Zahl der Ehec-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern wächst weiter. Ob auch Kinder einer Kita betroffen sind, ist unklar. Vorsorglich wurde aber entschieden gehandelt.
Zahl der Ehec-Infektionen in MV steigt – Einsatz in Kita
Die Anzahl der bestätigten Ehec-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern ist weiter gestiegen. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) am Freitag in Rostock bekannt gab, wurden 5 weitere Fälle gemeldet, sodass insgesamt nun 17 Personen betroffen sind. Es handelt sich größtenteils um Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 15 Jahren. Die Quellen und Übertragungswege der Infektion sind nach wie vor unklar.
Proben aus Kita noch in der Auswertung
Aufgrund der vermehrten Ehec-Fälle im Osten Mecklenburg-Vorpommerns besteht der Verdacht, dass sich die toxinbildenden Bakterien möglicherweise weiter in Richtung Westen ausgebreitet haben. Nachdem bei elf Kleinkindern in Kavelstorf bei Rostock starkes Erbrechen und vereinzelt auch Durchfall festgestellt wurden, wurden sie vorsorglich per Rettungswagen aus der Kita direkt in die Notaufnahme der Kinderklinik in Rostock gebracht.
Es war zunächst unklar, ob es sich in Kavelstorf tatsächlich um Ehec- oder möglicherweise weniger gefährliche Norovirus-Infektionen handelte. Die Proben wurden noch ausgewertet, und die Ergebnisse werden frühestens am Samstag erwartet, so die Angaben. Fünf der Kita-Kinder wurden aufgrund von starken Dehydrierungserscheinungen in stationäre Behandlung genommen und müssen stabilisiert werden, wie es von der Kreisverwaltung berichtet wurde.
Auch wieder zwei Urlauber-Kinder betroffen
Unter den bestätigten Neuerkrankungen sind laut Landesgesundheitsamt vier Kinder im Alter von 1 bis 12 Jahren. Zwei von ihnen werden stationär in Krankenhäusern behandelt. Zusätzlich gibt es einen Ehec-Fall bei einer erwachsenen Person, die, wie zwei der betroffenen Kinder, aus Vorpommern stammt. Die anderen beiden Kinder kommen laut Lagus aus anderen Bundesländern und waren mit ihren Familien im Nordosten im Urlaub.
Laut dem Gesundheitsamt haben nun insgesamt sechs der Kinder ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). Aufgrund der möglichen Zerstörung der roten Blutkörperchen, Blutgerinnungsstörungen und Nierenfunktionsstörungen erhalten die Betroffenen in der Regel eine intensivmedizinische Betreuung. Drei von ihnen mussten dialysiert werden.
Normalerweise würden in MV pro Jahr ein oder zwei Ehec-Fälle mit HUS registriert, aber nicht so viele in relativ kurzer Zeit mit teils schweren Verläufen, sagte Martina Littmann, Leiterin der Abteilung Gesundheit beim Lagus. «Da gehen schon die Alarmglocken an.» Es gebe aber keinen Grund für Panik, betonte sie.
RKI: Keine Hinweise auf flächendeckende Häufung von Fällen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat derzeit keine Anzeichen für eine Zunahme von Ehec-Fällen in anderen Teilen Deutschlands. Eine Sprecherin sagte, dass dies auch für das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) gelte. Das RKI überwache die Situation jedoch weiterhin sehr genau. Ein Expertenteam im Bereich der Infektionsepidemiologie stehe in engem Kontakt mit den lokalen Gesundheitsbehörden.
Derzeit gibt es auch in Belgien Besorgnis über Ehec-Infektionen. Etwa 20 Personen in Seniorenheimen sind erkrankt. Laut der Nachrichtenagentur Belga sind bisher fünf von ihnen gestorben.
Kinder besonders gefährdet
Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet spezifische krankmachende Stämme dieses Darm-Bakteriums, das hauptsächlich bei Wiederkäuern vorkommt. Die Mikroben produzieren Shigatoxine: stark wirkende Zellgifte, die beim Menschen schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu blutigen Durchfällen sowie HUS verursachen können. Kinder sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht vollständig ausgebildet sind.
Die Erreger von Krankheiten können von Tieren direkt oder indirekt auf den Menschen übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist durch Schmierinfektion möglich. Es dauert durchschnittlich drei bis vier Tage vom Verzehr eines kontaminierten Lebensmittels bis zum Ausbruch der Krankheit, wie es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärt. Schon eine geringe Anzahl von Bakterien kann eine Infektion auslösen. Ehec muss gemeldet werden.