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Weitere Stechmücke aus dem Süden erstmals in Deutschland

Eine spezielle Stechmückenart wurde erstmals in Deutschland – an der Oder – entdeckt. Forscher sehen bei dem nördlichsten Fund weltweit einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Das Friedrich-Loeffler-Institut - Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems- befasst sich unter anderem mit der Ausbreitung von Stechmückenarten in Deutschland.
Foto: Stefan Sauer/dpa

Experten haben im Osten Brandenburgs eine Stechmückenart entdeckt, die bisher in Deutschland nicht vorkam. Der Fund weist laut Forschern auf eine Ausbreitung nach Norden als Folge der Klimaerwärmung hin.

In Überschwemmungsgebieten der Oder wurden insgesamt 62 Exemplare der Art Anopheles hycranus von Wissenschaftlern entdeckt, wie der Biologe Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der genetische Nachweis wurde an zwei Standorten erbracht. Die Exemplare wurden von einer Arbeitsgruppe um die Mückenforscherin Doreen Werner am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg gefunden. Zuvor hatte der RBB darüber berichtet.

Diese Funde seien die nördlichsten weltweit und die bislang einzigen in Deutschland, sagte Kampen. Das Vorkommen dieser wärmeliebenden Art hänge wahrscheinlich mit den Klimaveränderungen zusammen. «Es zeigt auf jeden Fall, dass sie sich hier wohlfühlen und das Klima für diese Mücken besser wird.»

Anopheles hycranus ist in südlichen Regionen der Iberischen Halbinsel im Westen bis nach Vorderasien im Osten beheimatet. Es wurden jedoch in den letzten Jahren auch Nachweise in Österreich, Ungarn, Tschechien und Polen gefunden.

«Man kann davon ausgehen, dass der Mensch die Mücke verschleppt hat», sagte Kampen. Er hält sie als Überträger von Krankheitserregern derzeit nicht für relevant und nicht für besonders gefährlich. «Ihre Anwesenheit spielt für den normalen Menschen keine Rolle.» 

Laut Kampen kann diese Mückenart theoretisch Malariaerreger auf den Menschen übertragen, wie es auch andere Anopheles-Arten tun, die bereits in Deutschland entdeckt wurden. Dafür müsste sich eine Mücke zuerst an einem Menschen infizieren, der kürzlich aus einem Tropenurlaub zurückgekehrt ist und Malariaerreger in sich trägt.

Die Art Anopheles hycranus wird auch als potenzieller Überträger von Viren und Fadenwürmern (Dirofilarien) angesehen. Der Wissenschaftler Kampen erklärte, dass die in Deutschland bereits seit einiger Zeit vorkommende Asiatische Tigermücke als Überträger von Krankheitserregern deutlich gefährlicher sei.

Die Exemplare der Stechmückenart wurden ihm zufolge von August bis September 2024 entdeckt. 59 Mücken seien bei Quappendorf und 3 in der Nähe des rund 25 Kilometer entfernten Zeschdorf im Oderbruch (Landkreis Märkisch-Oderland) gesammelt worden. Ein Team um die Biologin Werner hatte dort Fallen aufgestellt. Kampen sagte: «Wenn man dieses Jahr noch mal an gleicher Stelle Fallen aufstellen würde, bin ich sicher, dass man erneut Exemplare dieser Spezies fangen könnte.»

Der Nachweis soll auch in der Zeitschrift «Parasites & Vectors» online veröffentlicht werden.

dpa