Ein interstellarer Komet wurde entdeckt, Hunderte Millionen Kilometer entfernt. Astronomen wollen Größe, Zusammensetzung und organische Verbindungen des Objekts erforschen.
Interstellarer Komet A11pl3Z: Neuer Gast im Sonnensystem

Astronomen haben einen interstellaren Kometen entdeckt – es ist erst der dritte bekannte Gast aus den Tiefen des Weltraums in unserem Sonnensystem. Das Objekt, das zunächst den Namen A11pl3Z erhielt und dann 3I/Atlas genannt wurde, befindet sich laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa Hunderte Millionen Kilometer von uns entfernt.
Das Objekt stellt keine Gefahr für die Erde dar. «Am sonnennächsten Punkt wird es in der Nähe der Mars-Umlaufbahn sein, also vollkommen sicher und weit weg», sagte Astronom Rainer Kresken, der für die europäische Raumfahrtbehörde Esa in Darmstadt im Planetary Defence Office arbeitet, der Deutschen Presse-Agentur.
«Ziemlich schnell unterwegs»
Astronomen möchten genauer herausfinden, wie groß der Komet ist und woraus er besteht. Laut Kresken ist das Objekt ungefähr 20 Kilometer groß. Spannend wird es sein zu sehen, ob Teleskope organische Verbindungen auf dem Objekt nachweisen können. Diese könnten möglicherweise Rückschlüsse auf den Ursprung des Lebens auf der Erde ermöglichen und auch Hinweise auf mögliches Leben anderswo liefern.
Was die Experten schon wissen: «Dieses Ding ist ziemlich schnell unterwegs», sagte Paul Chodas vom Zentrum für Studien über erdnahe Objekte in Kalifornien der «New York Times».
Hobby-Astronomen könnten Glück haben
Das Atlas-Teleskop im chilenischen Rio Hurtado wurde auf den möglicherweise weit gereisten Gast aufmerksam. Auch andere Teleskope haben das aus Richtung des Sternbilds Schütze kommende Objekt seitdem gesichtet.
Seit einigen Tagen habe man nun Beobachtungsdaten, erzählt Kresken. «Die Bewegung des Objektes steht jetzt mit beachtlicher Genauigkeit. Wir können mit Sicherheit sagen, dass das Objekt nicht in einer Umlaufbahn um die Sonne ist, sondern aus dem weiten Weltall gekommen ist.» Nach einem Anfangsverdacht stehe jetzt also fest, dass es ein interstellares Objekt ist.
Kurz wird es in der Nähe der Sonne sein und dann wieder verschwinden. Die gute Nachricht für Hobby-Astronomen: Da das Objekt relativ hell ist, sollten auch sie es mit einem kleineren Teleskop beobachten können, meint Kresken.
Seltener Besucher oder seltener Fund?
Im Jahr 2017 entdeckten Experten den ersten Besucher aus einem anderen Sonnensystem, der eindeutig identifiziert wurde. „1I/’Oumuamua“, ein zigarrenförmiges Objekt von etwa 400 Metern Länge, flog damals in einem Viertel der Entfernung der Erde zur Sonne vorbei. Im Jahr 2019 folgte dann ein weiterer Gast aus der Ferne: „2I/Borisov“.
Ob interstellare Besucher sehr selten oder nur schwer zu erfassen sind, ist nicht ganz klar. «Es gibt da einen Verdacht», sagt Astronom Kresken, «nämlich, dass schon ziemlich viele von solchen Objekten beobachtet worden sind, aber unter der Annahme, dass die in einer Umlaufbahn um die Sonne sind, hat man das gar nicht richtig weiter verfolgt.» Man nehme an, dass viele solcher Objekte unterwegs und auch gesehen worden seien, aber dass man sie einfach nicht richtig klassifiziert habe.