Trockenheit, Klimawandel und sterile Gärten machen Eichhörnchen das Leben schwer. Eine Auffangstation in Teltow kümmert sich um geschwächte Tiere – täglich gehen dort Dutzende Notrufe ein.
Wenn Eichhörnchen vom Ast fallen: Klimawandel schwächt Tiere
Als geschickte Kletterer verbringen sie ihre Zeit meist hoch oben in Bäumen – doch Eichhörnchen sind aus Sicht von Tierschützern zunehmenden Gefahren ausgesetzt. «Es ist dramatisch – bei den Hörnchen ist der langsame Beginn des Aussterbens da», sagte die Vorsitzende der Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg, Tanya Lenn.
Lenn kümmert sich zusammen mit anderen Helfern um geschwächte und kranke Eichhörnchen in einer Auffangstation in Teltow, Brandenburg, in der Nähe des südwestlichen Stadtrands von Berlin. Sobald die Tiere wieder gesund sind, werden sie freigelassen.
Laut der Biologin Sinah Drenske vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, macht der Klimawandel den Nagetieren zu schaffen. Es gibt noch viele offene Fragen, wie sie in einem Podcast erklärt. Zum Beispiel ist es unklar, welche Auswirkungen es hat, wenn Eichhörnchen keine Winterruhe halten.
Trockenheit schadet Eichhörnchen
Eichhörnchen leiden wie andere Wildtiere unter anhaltender Trockenheit. Es könne dann vorkommen, dass sie vom Baum stürzen und dehydriert am Boden liegen, beschreibt Lenn. «Die Situation ist angespannt und ziemlich schlecht.» Lenn appelliert, flache Schalen mit Wasser in den Garten oder auch auf Balkonen aufzustellen. Über die Notlage der Tiere hatte zuvor bereits der «Tagesspiegel» berichtet.
Die Eichhörnchen-Schützerin hat auch Bedenken gegenüber Mährobotern: „Es passiert, dass kleine Hörnchen geschreddert werden.“ Besonders für Igel stellen die Mähroboter eine Gefahr dar.
Laut dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung sind Katzen für Eichhörnchen die größte Bedrohung.
«Leute wollen alles so steril wie möglich»
Ohnehin seien viele Gärten und auch Parks nicht mehr so gut geeignet als Lebensraum für Eichhörnchen. «Es werden Bäume gefällt, Steingärten angelegt. Es muss alles ordentlich und gerade aussehen. Die Leute wollen es so steril wie möglich haben», sagt Lenn. Auch im Garten ausgestreutes sogenanntes Blaukorn – ein Düngemittel – sei giftig für Eichhörnchen, Igel und Vögel.
Lenn: Warme Winter beeinträchtigen Ruhephase
Darüber hinaus gebe es angesichts des sich veränderten Klimas recht warme Winter, so dass die Eichhörnchen in ihrer Winterruhe gestört seien. «Hörnchen brauchen Minustemperaturen», erklärt die Eichhörnchen-Retterin, die seit vielen Jahren in der Auffangstation engagiert ist. Ohne ausreichende Winterruhe steige der Stress für die Tiere, die dann anfälliger für Krankheiten seien.
Die Trockenheit führe auch dazu, dass Eichhörnchen im Herbst weniger Vorräte für den Winter anlegen könnten. «Die Haselnuss fällt viel früher vom Baum, dann ist kaum noch was da im Herbst.»
Um die 40 Anrufe täglich bei Eichhörnchen-Hilfe
Täglich erreichten etwa 40 Anrufe oder mehr die Eichhörnchen-Hilfe in Teltow, ein Projekt der Organisation Aktion Tier. Einige Anrufer suchen Beratung, andere haben verletzte Tiere gefunden. In den letzten 18 Jahren hat die Auffangstation ungefähr 3.500 Eichhörnchen aufgenommen, so Lenn, ohne Angaben darüber zu machen, wie viele Tiere derzeit dort betreut und versorgt werden – die Zahlen sind variabel.
Es ist schwierig zu sagen, wie viele Eichhörnchen es in Deutschland oder in einzelnen Bundesländern gibt. Wissenschaftler und Naturschutzverbände fördern Mitmachaktionen, bei denen Bürgerinnen und Bürger Beobachtungen von Vögeln, Insekten und auch Eichhörnchen melden können.