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Wer zu wenig schläft, erkältet sich häufiger

Unausgeschlafen durch den Tag zu stolpern führt zu weniger Konzentration und Leistung. So weit, so schlecht. Doch die Folgen können noch gravierender sein.

Nicht immer bekommen Menschen so viel Schlaf, wie sie brauchen - mit gesundheitlichen Folgen. (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Eltern kleiner Kinder und Schichtarbeiter vermuten es schon lange: Bekommt jemand zu wenig Schlaf, hat die Person ein höheres Risiko, sich eine Infektion wie etwa eine Erkältung einzufangen. Einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Krankheiten bestätigt nun eine Studie, die im Fachblatt «Chronobiology International» erschienen ist. 

Es wurden 1.335 Krankenschwestern und Pfleger in Norwegen befragt, die mindestens 30 Jahre alt waren. Sie gaben Auskunft über ihren Schlafbedarf, ihre Schlafdauer, ihre Arbeitszeiten und die Häufigkeit bestimmter Infektionskrankheiten in den vergangenen Monaten.

Deutlich höheres Erkältungsrisiko 

Es stellte sich heraus, dass Pflegekräfte, die ein Schlafdefizit von bis zu zwei Stunden hatten, ein um ein Drittel (33 Prozent) erhöhtes Risiko für eine Erkältung hatten. Bei einem Defizit von über zwei Stunden bekamen sie sogar noch häufiger eine Erkältung. Das Risiko für eine Bronchitis, eine Nasennebenhöhlenentzündung und einen Magen-Darm-Infekt war ebenfalls erhöht.

«Schlafmangel und unregelmäßiger Schichtdienst, einschließlich Nachtarbeit, beeinträchtigen nicht nur das Immunsystem der Krankenschwestern und -pfleger, sondern könnten sich auch auf ihre Fähigkeit auswirken, eine hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten», sagt Hauptautorin Siri Waage vom Universitätskrankenhaus Haukeland in Bergen. Deswegen müsse etwas unternommen werden, um sie vor Infektionskrankheiten zu schützen.

Andere Studien sehen auch Zusammenhang

Jedoch kann das Forschungsteam anhand der Studie nicht über Ursache und Wirkung sprechen – ob ein Schlafdefizit tatsächlich Infektionen verursacht oder ob die Infektionen eher zu einem Schlafdefizit führen. Möglicherweise gibt es sogar eine unbekannte dritte Variable, die beide beeinflusst.

Luciana Besedovsky, die an der LMU München den Zusammenhang von Schlaf und Immunsystem erforscht, erklärt: „Bei der Beantwortung dieser Frage könnten aber andere Studien weiterhelfen.“ Ihr Team hat junge, gesunde Versuchspersonen ins Schlaflabor eingeladen und entweder schlafen lassen oder über 24 Stunden wach gehalten – und dann Immunparameter gemessen.

«Wir finden in diesen Studien, dass Schlaf sich auf verschiedene Immunparameter auswirkt», sagt Besedovsky. «Beispielsweise beeinflusst Schlaf die Freisetzung bestimmter Zytokine, also Botenstoffe des Immunsystems.» Schlaf wirke sich auch auf die Zahl der Immunzellen aus, die im Blut zirkulieren.

Hormone sind wohl schuld

Der ursächliche Zusammenhang sei sehr wahrscheinlich in den Hormonen zu sehen. «Wenn man schläft, setzt man verschiedene Hormone frei, wie beispielsweise das Wachstumshormon», sagt die Schlafforscherin. Diese Hormone wirkten sich unter anderem auch positiv auf das Immunsystem aus. «Das ist relativ gut erforscht.»

Ein weiterer Hinweis, dass Schlaf das Immunsystem unterstützt, komme von Impfstudien, führt Besedovsky weiter aus. So wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen eingeteilt, die nach einer Impfung schlafen durften oder nicht. «Diejenigen, die geschlafen haben, zeigten eine deutlich stärkere Immunantwort», sagt sie. 

Die Schlafforscherin erklärt, dass die Forschung mittlerweile einige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Infektionsrisiko gefunden hat. Allerdings sei der Zusammenhang noch nicht endgültig verstanden.

dpa