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WHO warnt: Tabakindustrie zielt auf Kinder ab

Die Tabakindustrie nutzt bunte E-Zigaretten und Influencer, um junge Menschen süchtig zu machen. WHO fordert strengere Regulierungen und Werbeverbote.

Sie erinnern äußerlich an farbige Filzstifte und es gibt sie in fruchtigen Geschmacksrichtungen. Einweg-E-Zigaretten können Kinder und Jugendliche schnell nikotinsüchtig machen, warnen Experten.
Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unternimmt die Tabakindustrie alle möglichen Maßnahmen, um Kinder so früh wie möglich süchtig zu machen. Die WHO in Genf berichtete, dass dies insbesondere durch die Vermarktung von E-Zigaretten in bunten Farben, die fast wie Spielzeug aussehen, geschieht. In Europa sei die Situation besonders besorgniserregend, so der zuständige WHO-Abteilungsleiter Rüdiger Krech in Genf. Einschränkungen beim Verkauf seien wenig wirksam, wenn Jugendliche die Produkte online bestellen könnten und die Behörden dem keinen Einhalt gebieten würden.

Millionen Minderjährige schon süchtig

Gemäß der WHO konsumieren Schätzungen zufolge rund 37 Millionen Teenager im Alter zwischen 13 und 15 Jahren bereits Tabak. Hierbei handelt es sich um Zigaretten, Kau- und Schnupftabak. Zusätzlich nutzen Millionen von ihnen E-Zigaretten. Diese enthalten zwar keinen Tabak, aber Nikotin, was ebenfalls süchtig macht. Aufgrund der hohen Kosten für E-Zigaretten wechseln viele junge Menschen auf Tabakprodukte um, wenn das Geld knapp wird. In der WHO-Europaregion gaben mittlerweile 20 Prozent der 13- bis 15-Jährigen an, in den letzten 30 Tagen E-Zigaretten verwendet zu haben.

Unter den 16.000 Geschmacksrichtungen seien solche wie «Kaugummi» und «Bonbon», die eindeutig auf Kinder zielten. «Die Geschichte wiederholt sich: Die Tabakindustrie versucht, unseren Kindern dasselbe Nikotin in anderer Verpackung zu verkaufen», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. 

WHO: Irreführende Werbung

Dass Tabakfirmen ihre E-Zigaretten als Produkt bewerben, mit dem Menschen vom Tabak wegkommen, ist nach Angaben der WHO nur ein Vorwand. «Wie können sie von Schadensbegrenzung sprechen, wenn sie mit diesen gefährlichen, schnell süchtig machenden Produkten um Kinder werben?», sagte Tedros. Die WHO prangert Werbung in Kinderfarben an, und solche mit Comicfiguren. Zudem würden Influencer rekrutiert, die ihren Anhängern gegen Bezahlung gefährliche Produkte als «cool» anpreisen würden. «Die Industrie will die Kinder möglichst jung süchtig machen, damit sie lebenslange Verbraucher haben», sagte Given Kapolyo, die in Sambia junge Leute organisiert, die in ihren eigenen Jugendgruppen über schädlichen Nikotinkonsum aufklären. 

Was Länder tun sollen

Die WHO fordert Länder auf, die Möglichkeiten zum Konsum von Tabak- und anderen Nikotinprodukten stärker zu beschränken. Dazu gehören ein Verbot von E-Zigaretten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, Werbeverbote, höhere Steuern und ein 100-prozentiges Rauchverbot in Innenräumen.

dpa