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Niedrige Tabaksteuern in Deutschland kritisiert von WHO

Deutschland wird im neuen WHO-Bericht für laxere Tabakkontrolle und unzureichende Maßnahmen zur Suchtbekämpfung gerügt.

Deutschland ist beim Kampf gegen den Tabak kein Musterland für die WHO. (Archivbild)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die niedrigen deutschen Steuern auf Tabakprodukte im europäischen Vergleich sind der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Dorn im Auge. Deshalb schneidet Deutschland im neuen WHO-Bericht über den Kampf gegen die Tabak- und Nikotin-Epidemie nicht gut ab.

«Deutschland tut mit einem effizienten und teuren Gesundheitssystem alles dafür, Menschenleben zu retten. Da ist es erstaunlich, dass durch eine recht laxe Tabakkontrolle so viele Leben aufs Spiel gesetzt werden», sagt Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, der Deutschen Presse-Agentur. Weltweit gibt es 1,3 Milliarden Tabaknutzer und acht Millionen Menschen sterben nach Schätzungen jedes Jahr durch den Konsum. 

Laut den Empfehlungen der WHO sollte die Steuer mindestens 75 Prozent des Preises von Tabakprodukten betragen. Dies sei die effektivste Maßnahme, um den Konsum einzuschränken. Deutschland hat ein durchschnittliches Steuerniveau von 61,4 Prozent. Über 75 Prozent liegen rund 40 Länder weltweit. In der WHO-Europa-Region mit 53 Ländern gehört Deutschland mit seinen Steuern zu den Ländern im unteren Viertel, wie auch Norwegen und die Schweiz.

Deutschland: nicht nur Tabaksteuern zu tief

Deutschland gehört auch im Umgang mit Tabak und Nikotin nicht zu den WHO-Musterschülern. Die Unterstützungsprogramme und Werbeverbote sind laut WHO nicht ausreichend, um von der Sucht loszukommen. Die Rauchverbote in öffentlichen Räumen werden als vollends unzureichend angesehen. 1,3 Millionen Menschen sterben weltweit durch Passivrauchen, daher ist es wichtig, mehr rauchfreie Räume zu schaffen.

Die WHO ist nur in drei von sieben Kategorien mit Deutschland zufrieden: bei der regelmäßigen Datenerhebung zur Tabaknutzung, den Warnungen vor gesundheitlichen Schäden und den Massenmedienkampagnen gegen Tabak.

Vier Musterschüler

Laut der WHO haben nur vier Länder alle von der WHO empfohlenen Maßnahmen umgesetzt: Brasilien, Mauritius, die Niederlande und die Türkei. Mit Ausnahme der Türkei liegt die tägliche Raucherprävalenz in diesen Ländern laut WHO-Zahlen unter der in Deutschland: In Deutschland sind es 16 Prozent, in den Niederlanden und Mauritius 13 Prozent und in Brasilien 9 Prozent. In der Türkei beträgt die tägliche Raucherprävalenz immer noch 26 Prozent.

Gefahr E-Zigaretten

Die WHO macht sich Sorgen über Tabakerhitzer oder elektronische Zigaretten. Obwohl E-Zigaretten keinen Tabak enthalten, dampfen sie in der Regel nikotinhaltige Flüssigkeiten, was ebenfalls süchtig macht. Es gibt noch keine Daten darüber, wie viele Menschen solche Produkte verwenden. Aufgrund der enthaltenen schädlichen Substanzen empfiehlt die WHO ein umfassendes Verbot. Dies existiert bisher in 42 Ländern mit insgesamt 2,7 Milliarden Einwohnern.

Die Industrie wird beschuldigt, junge Menschen mit Produkten zu locken, die teilweise Geschmacksrichtungen wie Gummibärchen oder Zuckerwatte haben, um sie süchtig zu machen und als langfristige Kunden zu gewinnen.

dpa