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Wichtige Meeresbodenbehörde bekommt neue Chefin

Der erste Tiefseebergbau-Antrag könnte jederzeit eingehen. Immer mehr Mitgliedstaaten der zuständigen internationalen Behörde sprechen sich dagegen aus. An einer verbindlichen Regelung hakt es aber.

Um Manganknollen geht es beim Streit über den Tiefseebergbau. (Archiv)
Foto: Ingo Wagner/dpa

Umweltschützer haben die Hoffnung, dass mit der neuen Führung ein besserer Schutz der Ozeane erreicht wird: Vor dem erwarteten ersten Antrag auf eine Tiefseebergbau-Lizenz hat der umstrittene Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), Michael Lodge, seine Wiederwahl nicht geschafft. Seine Konkurrentin, die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho, wurde am Ende der fünftägigen Generalversammlung im karibischen Inselstaat Jamaika gewählt und wird somit im kommenden Jahr das Amt übernehmen.

Lodge, ein britischer Anwalt, der sich um eine dritte Amtszeit von vier Jahren bewarb, wurde beschuldigt, eine unangemessene Nähe zu einem Unternehmen zu haben, das Tiefseebergbau betreiben will.

Aufgrund erheblicher Umweltbedenken haben sich mittlerweile 32 der 168 ISA-Mitgliedstaaten für ein Moratorium, also eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Tiefseebergbaus, ausgesprochen – darunter Deutschland. Fünf davon, darunter Österreich, schlossen sich während der Generalversammlung an. Der von diesen Ländern vorgeschlagene Grundsatz zur Meeresumwelt konnte am Freitag jedoch nicht auf die erforderliche Zustimmung stoßen.

Experten warnen vor Gefahren für Ökosysteme

Beim Tiefseebergbau steht der Abbau von Manganknollen im Mittelpunkt, die sich über Millionen Jahre am Boden der Hohen See gebildet haben. Diese Knollen enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die beispielsweise für die Herstellung von Batterien für Elektroautos genutzt werden können. Studien weisen auf potenzielle Gefahren für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee hin. Zudem wird von einigen Experten die Relevanz des Tiefseebergbaus für die Energiewende angezweifelt.

Der kanadische Konzern The Metals Company hat angekündigt, trotzdem in diesem Jahr einen ersten Antrag für ein kommerzielles Tiefseebergbau-Projekt zu stellen. Er plant, im Jahr 2026 im Pazifik zu beginnen. Da der ISA-Rat bisher kein Regelwerk für den Tiefseebergbau verabschiedet hat und keine Grundsatzregelung zustande kam, ist unklar, wie mit einem Antrag der Metals Company umgegangen werden könnte.

«Die ISA hat sich durch ihre vorige Leitung zu lange von der Industrie treiben lassen, die auf einen schnellen Beginn des Tiefseebergbaus drängt», sagte Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann. «Es ist jetzt an Carvalho zu beweisen, dass sie die Verpflichtung der ISA versteht, den einzigen noch unberührten Lebensraum der Erde zu erhalten.»

dpa