Beton und Asphalt können sich enorm aufheizen und Städte bei extremer Hitze unerträglich machen. Mit der Klimakrise verschärft sich das Problem. Wie Kommunen handeln können.
Wie können Städte Hitze trotzen? Diese machen es vor

Meteorologen halten einen Hitzesommer für wahrscheinlich. Die Zahl der extremen Hitzetage hat mit der Erderwärmung enorm zugenommen. Besonders für Ältere, Kranke oder Schwangere können sie gefährlich werden. «Deutschland ist auf diese Herausforderung bislang nur unzureichend vorbereitet», mahnen die Experten von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Sie haben für den 4. Juni einen Hitzeaktionstag ausgerufen.
Städte müssen sich anpassen, um ihre Bürgerinnen und Bürger vor der steigenden Hitze zu schützen. Einige deutsche Gemeinden zeigen, wie es gemacht wird.
Karlsruhe
In Karlsruhe gibt es aufgrund der Lage im Oberrheingraben viele heiße Tage im Jahr – eigenen Angaben zufolge ist die Stadt daher schon seit Jahren aktiv in Bezug auf Hitzeschutz und Klimaanpassung. Als eine der ersten Städte in Deutschland wurde eine kommunale Klimaanpassungsstrategie beschlossen, heißt es von dort. Darin wurden Ziele für die Stadtplanung, das Stadtgrün und den Hitzeschutz städtischer Gebäude formuliert. So besteht beispielsweise in bestimmten Gebieten der Stadt die Verpflichtung, bei Neubauten, Fassaden oder Dächer zu begrünen. Auch Freiflächen auf Grundstücken müssen bepflanzt werden. Schottergärten und Kunstrasen sind verboten.
In einem «Stadtplan für heiße Tage» zeigt Karlsruhe Orte, an denen man sich abkühlen kann: So sind darin Trinkwasserbrunnen, Wasserspiele, Toiletten oder auch öffentliche Gebäude verzeichnet, in die man sich vor gleißender Sonne und hohen Temperaturen flüchten kann. Der Stadtplan wird im Sommer unter anderem mit Videos in den Straßenbahnen und Werbe-Displays im Stadtgebiet beworben.
Eine andere Aktion ist das Projekt «Coole Kirchen»: Einige Kirchengemeinden öffnen im Sommer die Türen ihrer Kirchengebäude. Neben Trinkwasser und der Möglichkeit zum Zur-Ruhe-Kommen gibt es vor Ort auch Informationen dazu, mit welchen einfachen Maßnahmen an heißen Tagen bereits viel erreicht werden kann.
Dresden
Im Stadtteil Gorbitz in Dresden wurden konkrete Schutzmaßnahmen in einem Pilotprojekt umgesetzt: Die Entsiegelung von Flächen wurde beispielsweise getestet. Dies trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei, da weniger Wärme gespeichert wird und mehr Wasser verdunstet. Zusätzlich wurden Wohnhäuser aus den 1980er-Jahren renoviert – mit Rollläden und neuen sogenannten Lufträumen unter dem Dach, um die oberen Stockwerke zu schützen. Dadurch soll die Temperatur in besonders betroffenen Räumen um bis zu 3,2 Grad sinken.
Außerdem wurden kostenlose Trinkwasserstationen installiert und eine Karte entwickelt, in der «kühle Freiräume» wie ein Wald oder Parks sowie klimatisierte Gebäuden verzeichnet sind. Dresden will die Erkenntnisse aus Gorbitz mit einem Hitzeaktionsplan auf die ganze Stadt übertragen. Der Plan soll nach jüngsten Angaben von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) nach dem Sommer vorgestellt werden.
Laut Angaben der Stadt gibt es seit 2023 auf der Website der Stadt das erste bundesweite Hitze-Handbuch. Es bietet Informationen zum Stadtklima, zu gesundheitlichen Risiken und gibt praktische Tipps für heiße Tage. Die Zielgruppe sind Beschäftigte im Gesundheits-, Pflege-, Sozial- und Bildungsbereich.
Düsseldorf
Auch Düsseldorf plant, die Anzahl der Trinkwasserbrunnen mehr als zu verdoppeln. Derzeit gibt es laut Stadt etwa 25 Trinkbrunnen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens. Bis zum Jahr 2025 sollen fünf weitere hinzukommen. Langfristig sind insgesamt 60 geplant.
Eine digitale Karte zeigt in Düsseldorf auch kühle Orte wie Kirchen und klimatisierte Museen, um der Hitze zu entfliehen, sowie die Standorte der Trinkbrunnen. Angezeigt werden auch schattige Grünanlagen oder Bademöglichkeiten. In Düsseldorf gibt es zehn Wasserspielplätze, die Kindern an heißen Tagen neben Spielmöglichkeiten auch Abkühlung bieten sollen.
Die Landeshauptstadt NRW hat zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor Hitze ergriffen. Dazu gehören Trinkbrunnen, Baumpflanzungen, Entsiegelungsprojekte und ein Förderprogramm für Grünanlagen an Dächern, Fassaden und Innenhöfen. Ein Konzept zur Hitzeaktionsplanung mit rund 60 Maßnahmen für die gesamte Stadt wird derzeit vorbereitet.
Mehrere Tausend Hitzetote pro Jahr
Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts gab es in Deutschland im Jahr 2023 und 2024 jeweils ungefähr 3.000 hitzebedingte Todesfälle, im Jahr 2022 waren es sogar noch mehr.
Der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) präsentierte im Jahr 2023 einen Hitzeschutzplan und setzte sich das Ziel, die Anzahl der Hitzetoten zu halbieren. Die neue Bundesregierung verweist auf Maßnahmen, die auf der Website des Gesundheitsministeriums aufgeführt sind: Sie plant, die Bevölkerung besser zu informieren, für die Gefahren zu sensibilisieren und auch die Kommunen bei dieser Aufgabe zu unterstützen.
Anpassung ist laut Experten auch gutes Investment
Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des World Resources Institute (WRI) zeigt, dass konkrete Investitionen in Klimaanpassung, wie die Begrünung von Städten, profitabel sind. Über einen Zeitraum von zehn Jahren bringt jeder investierte US-Dollar in Anpassung und Widerstandsfähigkeit mehr als zehn US-Dollar ein, so die Experten. Die Denkfabrik analysierte 320 solcher Investitionen in zwölf Ländern mit einem Gesamtvolumen von 133 Milliarden US-Dollar für dieses Ergebnis.