Asthma ist weit verbreitet, aber gut behandelbar. Kinder können ein normales Leben führen, auch mit Sport.
Verlauf und Behandlung von Asthma in Deutschland
Beim Atmen pfeift es, die Luft wird knapp: Asthma ist eine häufige Krankheit in Deutschland. Mit der richtigen Behandlung kann der Verlauf einer Asthma-Erkrankung beeinflusst werden, sagt Erika von Mutius, Direktorin des Münchner Helmholtz-Zentrums für Umwelt- und Gesundheit sowie Direktorin des Instituts für Asthma- und Allergieprävention (IAP). So können Kinder und Erwachsene möglichst wenig Beschwerden haben. Die Krankheit, auf die am Welt-Asthma-Tag am 6. Mai aufmerksam gemacht werden soll, ist nicht heilbar.
In unterschiedlichen Lebensabschnitten kann sich Asthma jedoch verändern und sogar von selbst verschwinden. Ein Überblick:
Kindheit
Die meisten Asthma-Erkrankungen treten in den ersten vier Lebensjahren auf, wie von Mutius sagt: «Etwa 80 Prozent der Neuerkrankungen finden in frühen Jahren statt.» Asthma sei eine «sehr variable» Erkrankung, die sehr individuell verlaufe, das hänge beispielsweise davon ab, ob andere Allergien wie Heuschnupfen oder Lebensmittelallergien beteiligt seien. Zudem gebe es Risikofaktoren, die Asthma auslösen könnten – etwa Virusinfektionen oder Rauchen im Umfeld.
«Ziel einer Behandlung ist es, dass die Kinder ein normales Leben führen können, auch mit Sport. Man kann die Medikamente inzwischen so gut einstellen, dass die Kinder normal belastbar sind», sagt Expertin von Mutius.
Die Zahl der an Asthma erkrankten Kinder sei bis zur Jahrtausendwende angestiegen, jetzt sei sie auf einem hohen Niveau stabil. «Jedes zehnte Kind leidet an Asthma, das ist erheblich.»
Jugend
Die gute Nachricht: Bei Kindern ist die Prognose, dass die Krankheit wieder verschwindet, gut, wie von Mutius sagt. Gerade in der Pubertät könne sich Asthma wieder verwachsen, vor allem bei Jungen. «Das hängt aber vom Schweregrad ab. Bei einem leichteren Verlauf ist die Chance größer, dass die Krankheit in der Pubertät wieder verschwindet.» Bei Mädchen beginne sie häufig erst in oder nach der Pubertät. «Warum, das hat man noch nicht verstanden.»
Erwachsene
Am häufigsten trete Asthma im Kindesalter erstmals auf, es gebe aber auch Asthmaformen, die sich erst im Erwachsenenalter ausbilden, sagt Christian Taube, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). «Asthma kann zu allen Lebenszeiten entstehen.»
Frauen in der Schwangerschaft
In einer Schwangerschaft sei der Verlauf der Asthma-Erkrankung unterschiedlich, sagt Taube: Bei einem Drittel der Frauen würden die Symptome schlechter, bei einem Drittel blieben sie gleich, beim weiteren Drittel würden sie besser. Taube, der auch die Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen leitet, betont zudem, dass es wichtig sei, dass betroffene Schwangere weiterhin ihre Sprays nehmen: «Es ist ganz wichtig, dass die inhalativen Medikamente nicht abgesetzt werden. Diese Medikamente sind sicher. Es ist wichtig, dass das Asthma stabil bleibt, sonst kann die Situation gefährlich werden.»
Ü50-Jährige
Bei Menschen ab 50 sei es wichtig, dass Asthma richtig diagnostiziert wird, etwa auch in Abgrenzung zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), sagt Taube. Er betont aber auch: «Es gibt schwere Verläufe. Aber unabhängig davon haben Betroffene eine normale Lebenserwartung.»
Eine Behandlung ist immer wichtig
«Asthma ist zwar bisher nicht heilbar, aber in den meisten Fällen gut behandelbar», fasst der Verband Pneumologischer Kliniken zusammen. Bei unbehandeltem Asthma seien mit zunehmender Krankheitsdauer dagegen bleibende Schäden in den Atemwegen der Patienten zu befürchten. Und er mahnt: «Grundsätzlich können Verschlechterungsschübe und Asthmaanfälle unabhängig davon, wie schnell sie sich entwickeln, schwerwiegend verlaufen und ohne eine geeignete Behandlung sogar zum Tode führen.»
Es gibt keine genauen Zahlen über die Anzahl der Erkrankten in Deutschland. Laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK waren im Jahr 2023 deutschlandweit 3,68 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Andere Organisationen sprechen von einer wesentlich höheren Anzahl an Patienten. Dies liegt daran, dass es international verschiedene Definitionen von Asthma bronchiale gibt, wie es beim Lungeninformationsdienst von Helmholtz München und dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung heißt.
Zudem gebe es viele verschiedene Erhebungsmöglichkeiten – vom Fragebogen bis zur Lungenfunktionsprüfung: «Zusammen führt das dazu, dass die Ergebnisse von Studien zur Asthma-Epidemiologie voneinander abweichen und oft nur eingeschränkt miteinander vergleichbar sind.»