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Millionen Tonnen Elektroschrott in der EU: Potenzial für Rohstoffgewinnung

Kritische Rohstoffe bleiben ungenutzt, Recyclingquote muss verbessert werden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Alte Computer und sonstiger Elektroschrott liegen in einem Container zur Abfallentsorgung. (Illustration)
Foto: Frank Mächler/dpa

Alte Handys, Laptops, Kabel und Haushaltsgeräte: Elektroschrott birgt ein beträchtliches Potenzial zur Rohstoffgewinnung. Laut einem Bericht haben Haushalte und Unternehmen in der EU, Großbritannien, Island, Norwegen und der Schweiz im Jahr 2022 insgesamt rund 10,7 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert – etwa 20 Kilogramm pro Kopf.

Etwa zehn Prozent davon sind kritische Rohstoffe – diese sind ökonomisch von großer Bedeutung, aber es besteht ein erhöhtes Risiko für Engpässe bei der Versorgung. Die Informationen stammen aus einem Bericht, der vom EU-finanzierten Projekt FutuRaM zum Internationalen Tag des Elektroschrotts am 14. Oktober jeden Jahres veröffentlicht wurde.

Im Elektroschrott sind also unter anderem 29 kritische Rohstoffe mit einem Gesamtgewicht von rund einer Million Tonnen enthalten. Davon wurden jedoch nur etwa 400.000 Tonnen zurückgewonnen.

Der Bericht zeigt, dass im Jahr 2022 rund 162.000 Tonnen Kupfer, 207.000 Tonnen Aluminium, 12.000 Tonnen Silizium, 1000 Tonnen Wolfram und zwei Tonnen Palladium an kritischen Rohstoffen wiedergewonnen wurden. Trotzdem gingen etwa 100.000 Tonnen an kritischen Rohstoffen verloren, hauptsächlich Seltene-Erden-Metalle, die sich schwer voneinander trennen lassen, auch bei Recyclingverfahren nach EU-Regeln.

«Europa ist bei der Beschaffung kritischer Rohstoffe zu über 90 Prozent auf Drittländer angewiesen, doch einige der Rohstoffe recyceln wir nur zu einem Prozent», wird EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall in einer Mitteilung des der internationalen Verbands WEEE Forum zitiert, der den Elektroschrott-Tag organisiert und 50 Mitgliedsorganisationen hat. WEEE steht für Waste Electrical and Electronic Equipment (Abfall aus elektrischen und elektronischen Geräten). 

Laut dem Bericht wurden insgesamt 46 Prozent des Elektroschrotts nicht gemäß den EU-Regulierungen entsorgt. Von den etwa fünf Millionen Tonnen Elektroschrott waren 3,3 Millionen Tonnen mit anderem Metallschrott vermischt, was bedeutet, dass sie nur teilweise zurückgewonnen werden können. 700.000 Tonnen wurden mit anderen Abfällen deponiert oder verbrannt, während 400.000 Tonnen zur Wiederverwertung exportiert wurden.

Die EU-Gesetzgebung strebt danach, die Recyclingquote zu steigern, indem sie bequeme Rückgabemöglichkeiten ausbaut, die Recyclingkapazitäten erhöht und politische Instrumente wie Ökodesign-Anforderungen oder Bestimmungen zur Reparaturfähigkeit und Haltbarkeit einsetzt.

«Europas Elektroschrott ist kein Müll, sondern eine milliardenschwere Ressource, die darauf wartet, erschlossen zu werden», betonte der Seniorautor des Berichts, Cornelis Peter Baldé vom Programm «Nachhaltige Kreisläufe» des UN-Instituts für Training und Forschung (Unitar-Scycle). 

So ist Palladium laut WEEE Forum bis zu 30.000 US-Dollar (rund 26.000 Euro) pro Kilogramm wert, weshalb eine kleine Verbesserung der Rückgewinnung bereits hunderte Millionen wert sein könne. Im Hinblick auf alle kritischen Rohstoffe ergänzte Baldé: «Jedes Kilogramm, das wir zurückgewinnen, und jedes Gerät, das wir reparieren, stärkt unsere Wirtschaft, verringert unsere Abhängigkeit und schafft neue Arbeitsplätze.»

Jeder Verbraucher kann etwas tun

In einer Prognose für das Jahr 2050 wird erwartet, dass die Menge an Elektroschrott auf 1,2 bis 1,9 Millionen Tonnen steigen wird, abhängig davon, ob das Recycling verbessert wird oder eine Kreislaufwirtschaft etabliert wird. Es wird erwartet, dass der Anteil von Solarmodulen am Elektroschrott bis 2050 stark steigen wird, von 0,15 Millionen Tonnen auf bis zu 2,2 Millionen Tonnen. Auch für große und kleine elektrische Haushalts- und IT-Geräte wird ein Wachstum prognostiziert, mit Ausnahme von Bildschirmen und Monitoren, bei denen ein Rückgang erwartet wird.

Magdalena Charytanowicz vom WEEE Forum betonte zum Internationalen Tag des Elektroschrotts, dass die Kreislaufwirtschaft in jedem Haushalt beginnt: «Indem sie sich für die Reparatur, Wiederverwendung oder Rückgabe alter Elektronikgeräte über ordnungsgemäße Sammelsysteme entscheiden, tragen Verbraucher direkt dazu bei, die Versorgung Europas mit wichtigen Rohstoffen zu sichern, Umweltschäden durch den Bergbau zu reduzieren und neue grüne Arbeitsplätze zu schaffen.» Ihr zufolge hängt der Erfolg der Maßnahmen nicht nur von der Gesetzgebung ab, sondern auch von den alltäglichen Entscheidungen der Bürger.

„FutuRaM“ steht für „Future Availability of Secondary Raw Materials“ (Zukünftige Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen). Das Ziel des Projektes ist es, das Wissen über Sekundärrohstoffe in der EU zu sammeln und zu verbreiten.

dpa