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Wie sich Südeuropa gegen Waldbrände wappnet

Zugang zu Wäldern verboten, Unterholz entfernt, Löschflugzeuge angeschafft, höhere Strafen für Brandstiftung veranlasst: Auch in diesem Sommer drohen in vielen Ländern wieder Busch- und Waldbrände.

Bislang gibt es in Griechenland rund 14.100 Feuerwehrleute. Auch Privatleute bereiten sich auf den Kampf gegen die Brände vor.
Foto: Marios Lolos/XinHua/dpa

Groß ist die Sorge in den Urlaubsregionen Südeuropas, dass der Sommer so wird wie der vergangene: mit Wald- und Buschbränden, die nur schwer unter Kontrolle zu bringen sind. In Griechenland brachen in den vergangenen Tagen bereits alle drei Minuten neue Feuer aus, die aber schnell gelöscht wurden. Der für Zivilschutz zuständige Minister Vassilis Kikilias warnte im griechischen Rundfunk: «Selbst ein Funke kann Vernichtung und Zerstörung anrichten.»

Bei den Waldbränden in Südeuropa im letzten Jahr starben mehrere Menschen, zahllose Tiere kamen um, und Hunderttausende Hektar Wald- und Buschland wurden zu verkohlten Wüsten. Einsatzkräfte in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, der Türkei und Zypern bereiten sich auf neue Brände vor. “Ob absichtlich oder fahrlässig – mehr als 90 Prozent der Brände sind auf menschliches Verschulden zurückzuführen”, sagen Experten.

Eine Zusammenfassung:

Säuberung der Wälder in Spanien und Portugal

Nach einigen trockenen Jahren hat es in Spanien und Portugal zuletzt wieder mehr geregnet. Ob die hohe Waldbrandgefahr dadurch sinkt, ist jedoch noch unklar. Denn die bodennahe Vegetation wächst dank des Regens schneller und kann später in den trockenen Sommermonaten als eine Art Brandbeschleuniger wirken. Im Winter waren Waldarbeiter damit beschäftigt, abgestorbenes Gehölz aus den Wäldern zu entfernen. Es gibt keine generellen Zugangsverbote zu Wäldern in beiden Ländern.

Spanien hat ungefähr 42.000 Feuerwehrleute und im Notfall Zehntausende weitere Helfer. Die Brandbekämpfung obliegt den Regionen. Das Umweltministerium in Madrid verfügt außerdem über zehn Brigaden mit jeweils 60 Spezialisten, die jederzeit mit Hubschraubern an Brennpunkte im ganzen Land verlegt werden können. Zusätzlich gibt es die militärische Nothilfeeinheit UME mit 4000 Berufssoldaten.

Spanien hat 31 Flugzeuge und 31 Hubschrauber sowie eine moderne Flotte geländegängiger Feuerwehrautos zur Brandbekämpfung. Oft unterstützen auch Bauern, indem sie mit schwerem Gerät Schneisen als Brandbarrieren in die Vegetation schlagen. In Portugal stehen über 30.000 Berufsfeuerwehrleute und Helfer bereit.

Prävention in Frankreich

In Frankreich hat eine neue landesweite Kampagne begonnen, um Brände zu verhindern. Das Innenministerium teilte mit, dass die Gefahr von Bränden in der Natur aufgrund des Klimawandels zugenommen hat und mittlerweile praktisch die gesamte Landesfläche betrifft. Im Jahr 2023 gab es eineinhalbmal so viele Waldbrände wie im langjährigen Durchschnitt. Der erste größere Vegetationsbrand dieses Jahres ist bereits ausgebrochen.

Die Kampagne konzentriert sich auf Prävention: Ein spezieller Wald-Wetterbericht warnt vor den Gefahren von Bränden, zusätzlich sind Forstbeamte verstärkt zur Überwachung in den Wäldern im Einsatz. Drohnen werden genutzt, um Brände schneller zu entdecken. Es gibt Finanzhilfen für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel, beispielsweise für das Pflanzen bestimmter Baumarten. Innerhalb von zehn Jahren sollen eine Milliarde neuer Bäume gepflanzt werden, um die Wälder zu stärken.

Auch die Ressourcen des Zivilschutzes und der Feuerwehr wurden erweitert. Im letzten Jahr stieg die Anzahl der Löschflugzeuge und Hubschrauber von 38 auf 47, und die Anzahl der Feuerwehrkolonnen wurde von 44 auf 51 erhöht, was zusätzliche 500 Feuerwehrleute bedeutet. Das Ziel ist es, in gefährdeten Regionen innerhalb von zehn Minuten nach dem Eingang eines Brandalarms mit den Löscharbeiten zu beginnen.

Kampagnen in Italien

Im Sommer 2023 wurden in Italien laut Angaben der Umweltbehörde Ispra mehr als 75.000 Hektar Wald zerstört. Besonders betroffen sind die südlichen Regionen wie Kalabrien, Apulien sowie die Inseln Sizilien und Sardinien. Die Brände breiten sich durch Hitzewellen, Trockenheit und den typischen Schirokko-Wind aus. Oft ist Brandstiftung die Ursache für die Brände.

Der italienische Zivilschutz und die Feuerwehr starten jedes Jahr vor dem Sommer Kampagnen, um die Bevölkerung für die Waldbrandgefahr zu sensibilisieren. Dieses Jahr haben die Behörden aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre aufgerüstet: Neue Löschflugzeuge und -hubschrauber sowie weiteres schweres Gerät wurden angeschafft. Zusätzlich setzen die Einsatzkräfte vermehrt Drohnen ein, um die gefährdeten Gebiete im Auge zu behalten. In einigen Gegenden wurde außerdem das Hydranten-Netz zur Wasserversorgung erweitert.

Jedes Jahr werden zur Vorbeugung die Maßnahmen zur Waldpflege angepasst. Wo möglich, werden Niederwälder in Hochwälder umgewandelt und feuerfeste Bäume gepflanzt. Vor der Saison wird auch Unterholz, also etwa Sträucher, ausgedünnt und beseitigt. Der Waldbrandschutz obliegt in Italien jedoch den Regionen, daher gibt es in dem Mittelmeerland einen Flickenteppich von Regeln. Mancherorts gilt etwa an oder in Wäldern ein Fahr- und Parkverbot für Autos oder sogar das Verbot, ein Waldgebiet überhaupt zu betreten.

Mehr Flugzeuge in Griechenland und auf Zypern

Athen hat im April angekündigt, 2,1 Milliarden Euro in den Katastrophenschutz zu investieren. Im vergangenen Jahr waren in Griechenland mindestens 25 Menschen bei Wald- und Buschbränden ums Leben gekommen, die verbrannte Fläche betrug rund 170.000 Hektar, der Brand nahe der nordgriechischen Hafenstadt Alexandroupolis galt als größter Waldbrand, der je in der EU verzeichnet wurde. Die Brände seien «extreme Phänomene, die zeigen, dass nichts mehr so sein wird wie bisher», sagt Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mit Blick auf die Klimakrise.

“Griechenland hat derzeit 90 Löschflugzeuge und -hubschrauber, und bis 2025 sollen weitere 5 beschafft werden, ebenso wie Hunderte neuer Fahrzeuge für die Feuerwehr. Es ist geplant, auch in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes, die technische Ausstattung und neue Technologien zu investieren, wie zum Beispiel Drohnen, die Brandherde in schwer zugänglichen Gebieten frühzeitig erkennen könnten.”

Bisher gibt es in Griechenland etwa 14.100 Feuerwehrleute. Zusätzlich gibt es 2500 Kräfte, die nur im Sommer im Dienst sind. Zusammen mit etwa 4100 Freiwilligen sind es mehr als 21.000 Brandbekämpfer. Auch Privatpersonen bereiten sich vor. Wenn die Feuerwehr nicht mehr mit der Vielzahl von Bränden Schritt halten kann, sind es sie, die ihre Häuser und Dörfer eigenständig vor den Flammen retten.

Die Regierung hat die Strafen für Brandstiftung drastisch erhöht. Neben Geldbußen im fünfstelligen Bereich können nun selbst bei fahrlässiger Brandstiftung Haftstrafen von bis zu zehn Jahren verhängt werden. Außerdem trat im Juni ein Gesetz in Kraft, das Grundstücksbesitzer in bestimmten Fällen dazu verpflichtet, ihre Grundstücke von Unterholz und Gebüsch zu reinigen.

Nach dem ersten großen Waldbrand auf Zypern hat letzte Woche auch der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis den Kauf von Löschflugzeugen angekündigt – bei dem Feuer auf dem höchsten Berg der Insel mussten Löschflugzeuge aus Griechenland und Jordanien zu Hilfe kommen.

Wälder in der Türkei tabu

Die meisten Wälder in der Türkei sind im Sommer tabu. Die Behörden haben bereits Anfang Juni den Zugang zum Wald in zahlreichen Provinzen gesperrt. Die Brände werden oft durch menschliches Verschulden verursacht, beispielsweise durch weggeworfene Zigarettenstummel oder Grillen. Aufgrund der trockenen Vegetation während der Dürreperioden können sich die Brände schnell ausbreiten. Nach früherer Kritik hat die Türkei auch in der Prävention aufgerüstet: 26 Flugzeuge, 14 Drohnen und 105 Helikopter sind in ständiger Bereitschaft.

dpa