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Wie sicher sind autonome Fahrzeuge?

Autonome Fahrzeuge sind sicherer geworden, zeigt eine Studie. Doch in bestimmten Situationen fahren Menschen viel sicherer.

Autonome Fahrzeuge sind einer Studie zufolge sicherer als menschliche Fahrer - meistens.
Foto: Christian Charisius/dpa

Autonome Fahrzeuge sind einer Analyse zufolge in den meisten Situationen mit einem geringeren Unfallrisiko unterwegs als von Menschen gesteuerte. Doch es gibt Ausnahmen: Bei Dämmerung und beim Abbiegen seien Unfälle mit einem automatisierten Fahrzeug deutlich wahrscheinlicher, schreiben US-Forscher in der Fachzeitschrift «Nature Communications».

Mohamed Abdel-Aty und Shengxuan Ding von der University of Central Florida in Orlando haben die Umstände von über 37.000 Unfällen analysiert. “An 2100 davon waren hoch- oder teilautomatisierte Fahrzeuge beteiligt – bei teilautomatisierten Autos muss immer jemand hinter dem Lenkrad sitzen und die Assistenzsysteme kontrollieren.”

Die Studienautoren schreiben, dass es Fortschritte bei autonomen Fahrzeugen in Bezug auf die Sicherheit gibt. Allerdings seien die genauen Unterschiede beim Unfallrisiko zwischen autonomen und von Menschen gesteuerten Fahrzeugen weitgehend unklar, da es nur wenige Unfalldaten zu autonomen Fahrzeugen gibt.

Die Forscher haben Informationen zu Unfällen mit autonomen Fahrzeugen aus verschiedenen amerikanischen Datenbanken gesammelt und mit über 35.000 Unfällen von Fahrzeugen mit menschlichen Fahrern verglichen. Laut den Angaben waren in etwa 15 Prozent der Unfälle mit menschlichen Fahrern Fußgänger beteiligt, während es bei den autonomen Fahrzeugen nur 3 Prozent waren. Fast 20 Prozent der Unfälle mit menschlichen Fahrern zeigten vorherige Unaufmerksamkeit oder schlechtes Fahrverhalten.

Menschen verursachen mehr Auffahrunfälle

Auf der anderen Seite ereigneten sich 5,5 Prozent der Unfälle mit autonomen Fahrzeugen in Baustellenbereichen oder in Verbindung mit speziellen Vorfällen, wie Unfällen anderer Verkehrsteilnehmer. Bei menschlichen Fahrern lag diese Quote nur knapp über 1 Prozent. Von den Auffahrunfällen entfielen 79 Prozent auf von Menschen gesteuerte Fahrzeuge. Und wenn autonome Fahrzeuge die Schuld trugen, waren sie in fast drei Viertel der Fälle (72 Prozent) nicht im automatisierten Modus unterwegs – also war ein Mensch verantwortlich.

«Wir können daraus schließen, dass menschliche Fahrer im Vergleich zum autonomen Modus möglicherweise nicht so schnell reagieren oder das Objekt nicht rechtzeitig bemerken, um entsprechend zu reagieren», merken Abdel-Aty und Ding an.

Die Forscher berücksichtigten in einer speziellen Analyse auch die Verkehrsbelastung, das Wetter, die Fahrbahn, den Ort des Geschehens und andere Merkmale der Unfälle. Auf dieser Grundlage erstellten sie Prognosen für die Wahrscheinlichkeit von Unfällen in bestimmten Situationen.

Laut den Wissenschaftlern beträgt die Unfallwahrscheinlichkeit bei Regen für ein hochautomatisiertes Fahrzeug nur etwa ein Drittel derjenigen eines vom Menschen gesteuerten Fahrzeugs. Dies liegt daran, dass Radarsensoren autonomen Fahrzeugen eine Sichtweite von bis zu 150 Metern ermöglichen, während ein Mensch möglicherweise mit nur einem Zehntel der Sichtweite auskommen muss.

Abbiegen und Dämmerung sind problematisch

Bei autonomen Fahrzeugen besteht jedoch ein deutlich höheres Unfallrisiko, insbesondere bei schwierigen Sichtverhältnissen in der Dämmerung und beim Abbiegen. Während in der Dämmerung die Unfallwahrscheinlichkeit mehr als fünfmal so hoch ist, ist sie beim Abbiegen immer noch doppelt so hoch wie bei einem von einem Menschen gesteuerten Fahrzeug.

Insgesamt bewerten die Forscher das Unfallrisiko durch autonome Fahrzeuge positiv: «Basierend auf den Ergebnissen der Modellschätzung lässt sich der Schluss ziehen, dass hochautomatisierte Fahrsysteme aufgrund ihrer Objekterkennung und -vermeidung, präzisen Steuerung und besseren Entscheidungsfindung in den meisten Szenarien sicherer sind als von Menschen gesteuerte Fahrzeuge.»

dpa