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Wo ist Arian? Suche nach Sechsjährigem wird fortgesetzt

Das Schicksal des vermissten Arian aus Bremervörde-Elm ist seit Wochen ungeklärt. Die Polizei setzte ihre Suche nach einer Unterbrechung heute fort. Im Visier ist abermals der Fluss.

Der sechs Jahre alte Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde-Elm wird weiter vermisst.
Foto: Sina Schuldt/dpa

Das Dorf Bremervörde-Elm, in dem der sechs Jahre alte Arian seit mehr als drei Wochen vermisst wird, ist kaum wiederzuerkennen. Einige Tage nach dem Verschwinden des Jungen am 22. April marschierten Hunderte Soldaten durch das niedersächsische Dorf, um nach Arian zu suchen. Am Bürgerhaus sammelten sich Feuerwehrleute, müde von der Nachtschicht. Inzwischen ist der zentrale Platz im Dorf verwaist. Ein Auto fährt gelegentlich vorbei.

Die Suche nach Arian hat sich verschoben – wie bereits in den vergangenen Wochen. In dem benachbarten Dorf Gräpel, etwa zehn Autominuten von Elm entfernt, steht Polizeisprecher Heiner van der Werp am Dorfhafen, der an der Oste liegt – einem Nebenfluss der Elbe. Schilfrohr wiegt im Wind, Vögel zwitschern. Van der Werp sagt, es gebe mehrere Hypothesen, was mit Arian passiert sein könnte. Am wahrscheinlichsten sei ein Unfall ohne fremde Beteiligung.

Fiel der Junge in die Oste?

Die Ermittler halten es für möglich, dass der Junge in die Oste gefallen ist. Van der Werp erwähnt ein privates Überwachungsvideo, das Arian kurz nach seinem Verschwinden in Elm zeigt. Arian lief in Richtung des Waldes, hinter dem die Oste fließt. In der Nähe des Flusses wurden Fußspuren entdeckt, von denen die Ermittler glauben, dass sie von Arian stammen könnten. Allerdings verliert sich die Spur. Am Donnerstag sollen zwei Sonarboote den Fluss erneut absuchen und Taucher sollen ins Wasser steigen.

Nach dem Verschwinden von Arian suchten zunächst Hunderte Einsatzkräfte und Helfer nach dem Jungen. Beteiligt waren unter anderem Suchhunde, Helikopter und Drohnen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der autistische Junge das Haus allein verlassen hat. Es gibt keinen Hinweis auf ein Verbrechen, so die Polizei. Nach etwa einer Woche wurde die großangelegte Suche beendet, in Absprache mit dem niedersächsischen Innenministerium. Eine Ermittlungsgruppe setzt die Untersuchungen fort. Am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass die Suche nach Arian fortgesetzt wird, ohne speziellen Anlass, so van der Werp.

Anwohner sollen in Suchaktion miteinbezogen werden

Heute waren in Gräpel Polizisten zu sehen, die umherliefen und an Haustüren klopften. Auch in anderen umliegenden Ortschaften waren Beamte unterwegs. Mit der Presse dürfen sie nicht reden. Stattdessen sprechen sie mit den Dorfbewohnern. Die Beamten sollen die Einwohner ermuntern, abermals auf dem eigenen Grundstück nach Arian zu suchen. Wer nicht zu Hause ist, bekommt einen Flyer in den Briefkasten geworfen. Die Ermittler halten es für möglich, dass der Junge sich versteckt hat. «Wir wollen die Menschen mit der Aktion ins Boot holen», sagt der Sprecher. «Klinkenputzen» nennt er das.

In Gräpel sitzen mehrere Frauen vor einer Gastwirtschaft aus Backstein und trinken Kaffee. Mit der Polizei habe sie gesprochen und ihr Haus durchsucht, erzählt eine Dorfbewohnerin. Die Polizei frage nach Kameraaufnahmen, doch Kameras gebe es im Dorf kaum. «Wir haben unsere Nachbarn, die passen auf.» Der Vermisstenfall aus dem Nachbardorf bewege die Menschen in Gräpel, sagt sie. Man kenne viele Menschen in Elm.

Der Fall Arian ist außergewöhnlich, aber nicht einmalig. In Deutschland sind fast 10.000 Menschen als vermisst gemeldet. Das Bundeskriminalamt hat zu Monatsbeginn 9554 Frauen und Männer erfasst, deren Aufenthaltsort unklar ist. Etwa 70 Prozent der Vermissten sind Männer, männliche Jugendliche und Jungen. Von den Vermissten sind 1845 Kinder unter 13 Jahren. Die Zahlen können variieren.

dpa