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WWF: Rückbau von Querbauwerken für freie Flüsse in Deutschland

Mehr als 215.000 künstliche Hindernisse blockieren Fließgewässer. Rückbau von nur 776 könnte über 26.000 km freie Wasserläufe schaffen.

Zahlreiche Wehre in Deutschland regulieren Flüsse. (Archivbild)
Foto: Bodo Schackow/dpa

Staudämme, Wehre und Schwellen beeinträchtigen den Wasserfluss praktisch überall in Deutschland: Laut einer Veröffentlichung der Umweltstiftung WWF Deutschland werden die Fließgewässer durch mehr als 215.000 solcher künstlichen Querbauwerke blockiert. Rechnerisch alle zwei Kilometer werde ein Bach oder ein Fluss durchschnitten.

Der WWF hat über 52.000 dieser Bauwerke analysiert, um herauszufinden, welchen Effekt es hätte, wenn diese Barrieren abgebaut würden. Das Ergebnis zeigt, dass durch den Abbau von nur 776 Hindernissen Flüsse und Bäche auf über 26.000 Kilometern wieder frei fließen könnten. Dies würde insbesondere Wanderfischarten zugutekommen. Zudem könnte grobkörniges Sediment, das für naturnahe Gewässer wichtig ist, dann besser von den Flüssen transportiert werden.

Bauwerke für Wasserkraft und Schifffahrt wurden ausgenommen

Der WWF ist davon überzeugt, dass Fischtreppen nicht ausreichen. Diese seien oft sehr technisch, funktionierten nur zum Teil und stellten die typischen Gewässerlebensräume nicht wieder her. «Die ökologischen Effekte eines möglichst vollständigen Rückbaus unterscheiden sich daher maßgeblich von Durchgängigkeitsmaßnahmen wie Fischaufstiegsanlagen», heißt es im Bericht.

Der WWF berücksichtigte in der Analyse, dass es viele nutzungsrelevante Bauwerke gibt, etwa für die Wasserkraft, die Schifffahrt und auch zum Hochwasserschutz. Diese könnten natürlich «auf absehbare Zeit» nicht zurückgebaut werden. Doch es gebe andere, etwa marode Wehre und Schwellen, deren Beseitigung ökologisch wichtig wäre und deren Rückbau gut machbar sei.

Deutschland kein Einzelfall

Wehre oder Dämme wurden meist dazu gebaut, um den Wasserfluss in den Flüssen zu kontrollieren. Oft dienen sie zudem als Straßenquerung. Doch durch den Bau verändern sich Strömungen, was die Lebensräume von Tieren und Pflanzen verändert. Auch lagern sich Sedimente ab und verschlammen den Lebensraum vieler Arten. Einer Studie im Fachblatt «Nature» aus dem Jahr 2020 zufolge weisen alle Flussgebiete in Europa solche Hindernisse auf. 

Schon 16 Rückbauten würden den Gewässerschutz weit voranbringen, meint der WWF. «Das Spektrum reicht von sohlstabilisierenden Bauwerken wie Sohlabstürzen und Rampen bis hin zu festen und beweglichen Wehren ehemaliger und intakter Wasserkraftanlagen, Mühlen und Kulturstaue.» Profitieren könnten davon unter anderem Aale, Forellen, Bachneunaugen, Groppen und Bachmuscheln, Neunaugen, Lachse und Meerforellen.

EU-Richtlinie macht Vorgaben

Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie sollen bis 2027 alle natürlichen Fließgewässer in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand sein. Nach Angaben des Bundesumweltamtes wurden jedoch zuletzt nur acht Prozent der deutschen Fließgewässer als solche eingestuft. Laut dem WWF sind Querbauwerke ein entscheidender Faktor für den schlechten Zustand der Gewässer.

dpa