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Zahl der Hochwasseropfer in Brasilien steigt auf über 100

Der Bundesstaat Rio Grande do Sul versinkt in Wassermassen und es regnet weiter. Der Wiederaufbau wird Milliarden kosten. Experten warnen: Unwetter werden durch den Klimawandel häufiger und heftiger.

Im Kampf gegen die Fluten waren zahlreiche Feuerwehrleute und Katastrophenschützer im Einsatz.
Foto: Andre Penner/AP/dpa

Nach starken Regenfällen im Süden Brasiliens kämpfen die Bewohner der Region gegen die Überflutungen. Große Gebiete des Bundesstaates Rio Grande do Sul waren überflutet, Straßen und Häuser standen unter Wasser. Laut örtlichem Zivilschutz kamen bisher 107 Menschen infolge des Unwetters ums Leben.

«Die Auswirkungen der Überschwemmungen und das Ausmaß der Tragödie sind verheerend», schrieb der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, auf der Online-Plattform X. Seine Regierung gehe davon aus, dass für den Wiederaufbau mindestens 19 Milliarden Reais (3,4 Milliarden Euro) benötigt werden. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte der Region ein Hilfspaket in Milliardenhöhe zu. «Wir dürfen nicht zulassen, dass die Bürokratie uns daran hindert, den Menschen in Rio Grande do Sul zu helfen», schrieb er auf X. Papst Franziskus sagte als Soforthilfe umgerechnet 100.000 Euro für die Opfer der Überschwemmungen zu, wie die brasilianische Bischofskonferenz mitteilte. 

Mehr als 1,7 Millionen Menschen vom Hochwasser betroffen

Nach Angaben des Zivilschutzes wurden 754 Personen verletzt und 134 weitere werden noch vermisst. Mehr als 1,7 Millionen Menschen in 431 Ortschaften der Region sind vom Hochwasser betroffen. Über 395.000 Menschen haben ihre Häuser verlassen und Schutz bei Verwandten oder in Notunterkünften gesucht.

Viele Städte und Dörfer in der Katastrophenregion hatten keinen Strom und kein Wasser. Auch die Telefon- und Internetverbindungen waren in vielen Ortschaften unterbrochen. Die Luftwaffe lieferte Hilfsgüter wie Medizin, Wasseraufbereitungsanlagen und Lebensmittel in die Region.

Besonders hart traf es die Stadt Canoas. «Die Stadt ist zerstört worden. Von den 27 Gesundheitszentren haben wir 19 verloren, von den fünf Bezirksapotheken sind vier zerstört», sagte Bürgermeister Jairo Jorge im Fernsehsender Globo TV. «Alle Schulen wurden beschädigt, wir haben Infrastruktur und Sportzentren verloren und müssen alles wieder aufbauen.»

Starke Regenfälle hören nicht auf

Im Kampf gegen die Fluten waren viele Feuerwehrleute und Katastrophenschützer im Einsatz. In Canoas retteten sie ein Pferd, das auf dem Dach eines Hauses gestrandet war. Das Tier wurde betäubt und in einem Schlauchboot an Land gebracht, wie im Fernsehen zu sehen war.

Der brasilianische Wetterdienst Inmet prognostizierte für die Region von Freitag bis Sonntag weitere starke Regenfälle. Der Zivilschutz von Rio Grande do Sul gab eine Warnung vor starkem Regen und heftigem Wind mit Geschwindigkeiten von über 90 Kilometern pro Stunde für einen großen Teil des Bundesstaates heraus. Es bestand zudem die Gefahr von Gewittern und Hagelschlag.

«Die Regenfälle in Rio Grande do Sul haben alle Rekorde gebrochen. Die Daten zeigen, dass es in weniger als 15 Tagen im ganzen Bundesstaat so viel geregnet hat wie in fünf Monaten zuvor, und es wird eine neue Kaltfront mit noch mehr Regen prognostiziert», sagte der Meteorologe Carlos Nobre der staatlichen Nachrichtenagentur Agência Brasil. «Es wird zwar nicht so viel regnen wie in der letzten Woche, aber die Pegelstände der Flüsse werden hoch bleiben, und die Menschen in den niedrig gelegenen Gebieten werden weiterhin mit Überschwemmungen zu kämpfen haben.»

Jahrhundertdürre und extreme Hitze nicht lange her

Brasilien war kürzlich von extremen Wetterbedingungen betroffen. Ende des letzten Jahres litt das normalerweise feuchte Amazonasgebiet unter einer Jahrhundertdürre und extremer Hitze. Die Wasserstände vieler Flüsse fielen dramatisch, was zum Tod vieler Tiere führte.

Extreme Wetterereignisse wie die Überschwemmungen im Süden von Brasilien kommen zwar von Natur aus immer mal wieder vor. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern erhöht sich jedoch durch den Klimawandel sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität. «Der Klimawandel – aufgrund der globalen Erwärmung durch Treibhausgase, die wir in die Atmosphäre freisetzen – ist der Grund dafür, dass extreme Ereignisse immer häufiger auftreten und Rekorde brechen», sagte der brasilianische Meteorologe Nobre.

dpa