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Zwei Drittel der Alltagshandlungen erfolgen per Autopilot

Die meisten unserer Verhaltensweisen beruhen laut einer Studie nicht auf bewusster Wahl, sondern auf Gewohnheit. Das Wissen darum könnte praktische Vorteile bieten.

Auch eine Sucht wie Rauchen ist letztlich eine Gewohnheit. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Der Mensch scheint tatsächlich weitgehend ein Gewohnheitstier zu sein – so das Resultat einer Studie. Demnach liegen den meisten menschlichen Handlungen im Alltag keine bewussten Entscheidungen zugrunde, sondern Routinen. Das berichtet ein internationales Forschungsteam in der Fachzeitschrift «Psychology & Health».

Die Forscher befragten über eine Woche lang sechsmal täglich 105 Teilnehmer aus Großbritannien und Australien per Smartphone, um herauszufinden, was sie gerade taten und warum. Die Analyse ergab, dass 65 Prozent der Aktivitäten auf Gewohnheiten beruhten und automatisch abliefen, ohne dass eine bewusste Entscheidung getroffen wurde.

Gewohnheiten oft an Ziele geknüpft

«Unsere Forschung zeigt, dass Menschen zwar bewusst etwas tun wollen, die eigentliche Einleitung und Ausführung dieses Verhaltens jedoch oft ohne Nachdenken erfolgt und von unbewussten Gewohnheiten getrieben wird», wird Studienautor Benjamin Gardner von der britischen University of Surrey in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert. Besonders deutlich war der Einfluss von Routine bei Verhaltensweisen, die sehr häufig auftraten. 

Rund 46 Prozent der Handlungen waren der Studie zufolge zwar durch Gewohnheit angestoßen, standen aber zudem auch im Einklang mit bewussten Absichten. Menschen neigen demnach dazu, Gewohnheiten zu entwickeln, die ihre Ziele unterstützen, und alte Muster aufzugeben, die in Widerspruch dazu stehen. «Gute» Gewohnheiten könnten somit ein wirksames Mittel sein, um gewünschte Ziele zu verwirklichen, erläutert der Psychologe Gardner. 

Welche Schlüsse kann man aus der Forschung ziehen?

Die Forscher sind der Ansicht, dass die Erkenntnisse wichtige Auswirkungen auf die Gesundheitsförderung haben könnten. Wenn man beispielsweise mehr Sport treiben oder sich gesünder ernähren möchte, sollte man nicht nur auf Motivation setzen, sondern auch darauf achten, entsprechende Routinen im Alltag zu etablieren. Es könnte hilfreich sein, Sport regelmäßig mit bestimmten Tageszeiten oder einer spezifischen Alltagssituation wie dem Feierabend zu verbinden.

Das Team betont, dass es bei schlechten Angewohnheiten anders sei: „Beim Rauchen zeigt sich beispielsweise, dass bloßer Wille oft nicht ausreicht.“ Effektiver sei es, gewohnheitsmäßige Auslöser zu meiden – wie Orte, an denen früher geraucht wurde – und stattdessen neue Routinen zu schaffen, wie zum Beispiel nach dem Essen Kaugummi zu kauen.

«Leute denken gerne, dass sie Entscheidungen rational treffen, nachdem sie vorher sorgfältig darüber nachgedacht haben», sagt Erstautorin Amanda Rebar von der University of South Carolina. «Aber stattdessen basiert viel von unserem sich wiederholenden Verhalten auf minimalem Vorausdenken und erfolgt automatisch, durch Gewohnheit.»

dpa