Beim Impftermin stellt sich oft die Frage: Rechts oder Links? Die Entscheidung scheint Forschern zufolge nicht ganz unwichtig zu sein.
Zweimal Piks im gleichen Arm: Bessere Wirkung bei Impfungen
Corona-Impfungen zeigen eine bessere Wirkung, wenn die benötigten Impfdosen in den gleichen Arm verabreicht werden. Das ist das Ergebnis einer im Fachblatt «Cell» veröffentlichten Studie einer Gruppe um Tri Phan von der Universität New South Wales in Sydney und dem australischen Forschungsinstitut Garvan Institute of Medical Research.
«Dies ist eine grundlegende Entdeckung darüber, wie sich das Immunsystem organisiert, um besser auf äußere Bedrohungen reagieren zu können – die Natur hat sich dieses geniale System ausgedacht und wir beginnen gerade erst, es zu verstehen», betont Phan in einer Mitteilung.
Bei gleicher Stelle bessere Bildung von Antikörpern
Während Impfungen wird eine abgeschwächte Version eines Krankheitserregers oder nur ein Teil davon in den Körper injiziert. Das Team von Forschern fand heraus, dass sogenannte B-Gedächtniszellen, die für die Erkennung von Krankheitserregern wichtig sind, in den nahegelegenen Lymphknoten verbleiben, die der Einstichstelle am nächsten liegen. Durch eine Auffrischimpfung an derselben Stelle konnten die B-Gedächtniszellen effektiver aktiviert werden, um passende Antikörper zu produzieren.
Die Forscher begannen ihre Studie mit Mäusen. Anschließend wurden die gewonnenen Erkenntnisse mit menschlichen Probanden und dem Corona-Impfstoff von Biontech überprüft – 20 erhielten ihren Booster im gleichen Arm wie die erste Dosis, während 10 die zweite Dosis in den anderen Arm als beim ersten Mal bekamen.
«Diejenigen, die beide Dosen in den gleichen Arm bekamen, entwickelten deutlich schneller Antikörper gegen Sars-CoV-2 – innerhalb der ersten Woche nach der zweiten Dosis», wird Co-Autorin Alexandra Carey-Hoppé von derselben Universität zitiert.
Geimpfte müssen sich nicht sorgen
Ihre Kollegin Mee Ling Munier gibt jedoch Entwarnung für alle bereits Geimpften, was die langfristigere Wirkung angeht: «Wenn Sie Ihre Corona-Impfungen in unterschiedliche Arme bekommen haben, machen Sie sich keine Sorgen – unsere Forschung zeigt, dass die Unterschiede im Schutz über die Zeit hinweg abnehmen.» In einer Pandemie könne es jedoch für die Immunität der Bevölkerung eine entscheidende Rolle spielen, wie schnell der Schutz sich entwickle.
Das Team sieht in seiner Forschung auch hilfreiche Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung von Impfstoffen, etwa solche, die weniger Auffrischungen benötigen. Hier seien nur Corona-Impfstoffe getestet worden, andere müssten folgen, sagte Autor Phan der Deutschen Presse-Agentur. Das Team gehe jedoch davon aus, dass die Erkenntnisse für andere Impfungen ebenso gälten.
Der Mikrobiologe und Immunologe Christian Bogdan von der Universität Erlangen-Nürnberg betont die Notwendigkeit weiterer Forschung, um festzustellen, ob der Effekt auch bei anderen Impfstoffen nachgewiesen werden kann. Es ist auch unklar, wie lange der an sich bekannte Effekt anhält und ob er auch für die klinische Schutzwirkung relevant ist – denn nicht nur die Menge und Qualität der Antikörper sind für diese wichtig.
Impfwoche will auf HPV aufmerksam machen
Die Europäische Impfwoche ist derzeit im Gange. Gesundheitsbehörden betonen die Bedeutung von Impfungen zur Eindämmung von Krankheiten und zum Schutz von Menschenleben. Dieses Mal liegt ein besonderer Fokus auf dem Schutz vor Humanen Papillomviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs oder Tumore im Mund- und Rachenraum verursachen können. Die Ständige Impfkommission empfiehlt HPV-Impfungen ab dem neunten Lebensjahr.