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Nach Mord an Eltern: Menendez-Brüder könnten freikommen

Die Ermordung des reichen Menendez-Ehepaares 1989 in Beverly Hills und die Verurteilung der Söhne Lyle und Erik macht erneut Schlagzeilen. Kommen die Brüder auf freien Fuß? Kim Kardashian hilft ihnen.

Erik Menendez (l) und sein Bruder Lyle Menendez wurden zu lebenslanger Haft verurteilt - kommt nun die Wende?
Foto: Uncredited/California Dept. of Corrections via AP/dpa

Die brutale Tat in dem noblen Beverly Hills hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Jose Menendez, der wohlhabende Chef eines Videounternehmens, und seine Frau Kitty wurden am 20. August 1989 im Wohnzimmer ihrer Villa vor dem Fernseher erschossen. Laut Polizeiangaben waren ihre Körper durch die Schüsse so stark entstellt, dass sie nicht mehr erkennbar waren. Die beiden Söhne Erik und Lyle – damals 18 und 21 Jahre alt – gaben in ersten Befragungen der Mafia die Schuld. Erst ein halbes Jahr später wurden die Brüder unter dem Verdacht des Mordes festgenommen. Seitdem sitzen sie im Gefängnis – doch das könnte sich bald ändern.

Netflix rollt den Fall auf 

Der Fall erhält derzeit erneut weltweite Aufmerksamkeit. Zwei Netflix-Produktionen beleuchten das Mord- und Justizdrama. Die Brüder, die jetzt 53 und 56 Jahre alt sind, werden von prominenten Unterstützern in ihrem Bemühen um Freilassung unterstützt, darunter Reality-TV-Star und Aktivistin Kim Kardashian (44), die sich seit langem für die Begnadigung von Häftlingen in den Vereinigten Staaten einsetzt.

Durch Gnadengesuch auf freien Fuß?

Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, setzt sich außerdem für eine Neuverurteilung mit einer milderen Strafe ein. Wenn ein Richter zustimmt, könnten die Brüder fast 35 Jahre nach ihrer Festnahme möglicherweise bald freigelassen werden. Gascón unterstützt auch das Gnadengesuch der Brüder an den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom. Eine weitere Anhörung ist für Dezember geplant.

Serie und True-Crime-Doku 

Die am 19. September gestartete Serie «Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez» mit neun Episoden ist in den ersten rund sechs Wochen weltweit mehr als 62 Millionen Mal abgerufen worden. In der Serie werden die Brüder Lyle und Erik von Nicholas Alexander Chavez und Cooper Koch dargestellt. Die rund zweistündige Netflix-Doku «Die Brüder Menendez», die am 7. Oktober startete, sammelte in drei Wochen 33 Millionen Abrufe.

Die Serie über die Geschichte der Menendez-Brüder ist die zweite Staffel des Anthologie-Formats über aufsehenerregende Mörder von Ryan Murphy und Ian Brennan. Wenn Serienmacher Murphy eine neue Produktion an den Start schickt, dann wird die meist zum Welthit. Für eine True-Crime-Serie ist der spektakuläre Menendez-Fall bestens geeignet. Denn der drehte sich um tyrannische Eltern, ein Millionenvermögen und Vorwürfe von sexuellem Missbrauch.

Verdacht und Festnahme

Erik und Lyle gerieten bereits kurz nach den anfänglich ungeklärten Morden unter Verdacht, als sie Hunderttausende Dollar des Vermögens ihrer Eltern für Autos, Armbanduhren und andere Luxusartikel ausgaben.

Die Brüder gaben später die Tat zu. Sie gaben an, dass sie jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich misshandelt wurden und befürchteten, dass ihre Eltern sie zum Schweigen bringen wollten. Sie behaupteten, aus Notwehr gehandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft argumentierte jedoch, dass sie aus Habgier gehandelt hätten, um an das Vermögen ihrer Eltern zu gelangen.

Zwei Strafprozesse

Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne, der live aus dem Gerichtssaal übertragen wurde, wurden emotionale Berichte über langjährigen sexuellen Missbrauch durch den Vater vorgelegt. Allerdings endete der Prozess damit, dass die Geschworenen sich 1994 nicht einig waren, ein einstimmiges Urteil zu fällen.

In einem weiteren Verfahren wurden die Brüder 1996 schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Entlassung verurteilt, weil sie des Doppelmordes für schuldig befunden wurden. Der zuständige Richter hatte in diesem Verfahren weitgehend Aussagen über den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch untersagt.

Kim Kardashian: «Sie sind keine Monster»

Das bringen nun die Unterstützer der Brüder vor. Kim Kardashian, die sich zur Anwältin ausbilden lässt und für eine Reform des Justizsystems eintritt, fordert ihre sofortige Freilassung. Sie hat die Brüder im Gefängnis im kalifornischen San Diego besucht. «Sie sind keine Monster. Sie sind freundliche, intelligente und ehrliche Männer», schrieb Kardashian Anfang Oktober in einem langen Essay. Hinter Gitter hätten sie studiert und sich als Mentoren engagiert. 

Während der Prozesse seien die Brüder in den Medien als habgierige Monster dargestellt worden, so Kardashian. Der sexuelle Missbrauch von Jungen und deren Trauma sei damals öffentlich kaum wahrgenommen worden. Wären es Menendez-Schwestern gewesen, wären sie wohl nachsichtiger behandelt worden, schreibt die Unternehmerin. Die Brüder hätten im zweiten Verfahren keinen «fairen» Prozess erhalten. 

Männer als Opfer sexueller Gewalt

Auch der Bezirksstaatsanwalt Gascón deutet darauf hin, dass es in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu sehen. Es gibt auch neues Beweismaterial, das den Missbrauch durch den Vater nahelegt. Etwa einen Brief, in dem Erik wenige Monate vor der Tat seinem Cousin schilderte, dass er in Angst vor den Übergriffen seines Vaters lebte. Zudem behauptet jetzt auch ein früheres Mitglied der Boy-Band Menudo, er sei damals als Teenager von Jose Menendez vergewaltigt worden.

dpa