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Reformweg der Kirche laut Erzbischof Koch «nicht zu Ende»

Der Weg zu Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland ist mühsam. Der Vatikan verfolgt das Vorhaben mit Argwohn, auch hierzulande gibt es Kritik. Berlins Erzbischof will dennoch weitermachen.

Der Reformprozess gefährde nicht die Einheit der Kirche, so Berlins Erzbischof Heiner Koch.
Foto: Soeren Stache/dpa

Berlins Erzbischof Heiner Koch sieht den Weg vorsichtiger Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland trotz Kritik aus Rom nicht in Gefahr. «Ich bin fest davon überzeugt, dass der Synodale Weg nicht zu Ende ist», sagte Koch im Interview der dpa. 

Papst Franziskus hat dazu ermutigt, dass Laien – also Nicht-Kleriker – stärker einbezogen werden, um die Kirche so zu gestalten, dass sie ihren Auftrag, das Evangelium in die Welt zu tragen, erfüllen kann.

Koch unterstrich, dass der Reformprozess, der vor einigen Jahren als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gestartet worden war, nicht die Einheit der Kirche gefährde. «Wir wollen das in Einheit mit dem Heiligen Vater, mit der Kirche auf der ganzen Welt tun», sagte er. «Also ich kenne keinen, der diese Einheit aufgeben will.»

Koch: Müssen Reformprozess besser erklären

Allerdings müssten deutsche Bischöfe und Laien diesen Weg in Rom noch genauer erklären. «Ich würde sagen, es ist zu wenig kommuniziert worden», zeigte sich Koch selbstkritisch. «Wir haben gemerkt, dass wir unsere Motive und unsere Situation viel besser erläutern müssen, in Rom, aber auch in unseren Nachbarländern wie Polen.» 

Er sei dankbar, dass sich das nun verbessere, so Koch mit Blick auf ein Treffen von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Kurie vor einer Woche im Vatikan. «Die Gespräche von vergangener Woche sind ermutigend.»

DBK und Vatikan hatten dabei vereinbart, verstärkt und regelmäßiger miteinander ins Gespräch zu kommen. Die deutschen Bischöfe sagten einer anschließend verbreiteten Mitteilung zufolge zu, «konkrete Formen der Synodalität» zu entwickeln, die in Übereinstimmung stehen mit den Vorgaben des Kirchenrechts und den Ergebnissen der Weltsynode. Das Resultat soll dem Heiligen Stuhl zur Zustimmung vorgelegt werden.

Streit um Synodalen Ausschuss

Das Thema Kirchenreform hat zuletzt für starke Irritationen gesorgt. Anlass zur Kritik sind die Pläne der deutschen Katholiken zur Einrichtung eines sogenannten Synodalen Ausschusses. Dieser soll die Vorbereitung eines Synodalen Rates übernehmen, in dem Bischöfe gemeinsam mit katholischen Laienvertretern beraten und entscheiden. Es ist noch unklar, wie genau dies aussehen wird.

Laut dem Vatikan ist dies nicht mit dem katholischen Kirchenrecht vereinbar und die Entscheidungsbefugnis liegt hauptsächlich bei den geweihten Bischöfen. Auch 4 der 27 deutschen Diözesanbischöfe unterstützen das Vorhaben nicht.

Koch nennt Debatte über Reformen «sachliche Notwendigkeit»

«Sicherlich ist manchem in Deutschland und darüber hinaus der synodale Weg fremd, und er sieht manches Bedrohliche. Das wahrzunehmen, darüber zu sprechen, gehört aber zu diesem Weg dazu», sagte Koch. Denn: «Wir entwickeln den Weg im Gehen. Man weiß nicht schon am Anfang ganz genau, wohin er uns führt.» 

Es sei aber eine sachliche Notwendigkeit, dass Bischöfe und Laien zusammen erörtern, wie es weitergehen soll. «Nur so können wir den Menschen gerecht werden. Wir haben eine Verpflichtung, sowohl der Kirche wie auch den Menschen gegenüber», so der Erzbischof. 

Unterschiedliche Überlegungen auch unter Bischöfen

«Natürlich gibt es auch unter uns Bischöfen unterschiedliche Wahrnehmungen und Überlegungen», ergänzte Koch. «Und das ist gut so. Wenn man offenen Dialog in der Kirche will, dann muss man auch mit diesen Unterschieden leben.»

Der Synodale Ausschuss wird aus Bischöfen, Laienvertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und anderen Personen gebildet. Er ist eine der bedeutendsten Errungenschaften des im Jahr 2019 gestarteten Reformprozesses Synodaler Weg. Laut Angaben der DBK ist geplant, dass der Ausschuss Mitte Juni in Mainz zu einer Sitzung zusammenkommt.

dpa